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Serie Junge Politiker (3) „Politik hat mich nie losgelassen“

Finden junge Abgeordnete genug Gehör im Bundestag? Wie überzeugen sie die Älteren von ihren Themen? mitmischen.de hat mit sechs jungen Politikern gesprochen. Hier antwortet Konstantin Kuhle von der FDP-Fraktion.

Porträt des Abgeordneten Konstantin Kuhle (FDP)

„Es gibt ein paar Themen, an denen man einfach dichter dran ist, wenn man noch ein bisschen jünger ist“, sagt Konstantin Kuhle (FDP). © Konstantin Kuhle

Warum braucht es die „Jungen Gruppen“ im Bundestag – finden junge Themen sonst nicht genug Gehör im Parlament?

Bei uns darf jeder in die Junge Gruppe, der zu Beginn der Wahlperiode unter 40 ist. Viele von uns kannten sich schon vorher. Wenn man zum ersten Mal in den Bundestag einzieht, hilft es einfach, wenn man sich mit Leuten, die man schon kennt und die vielleicht einen ähnlichen Hintergrund haben, absprechen kann – über inhaltliche Themen, über die Vorbereitung von Sitzungen, auch über das, was man so lernt in den ersten Jahren im Parlament. Und natürlich bietet die Gruppe auch die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen.

Junge Themen finden in der gesamten Fraktion statt. Aber es gibt natürlich so ein paar Themen, an denen man einfach dichter dran ist, wenn man noch ein bisschen jünger ist. Zum Beispiel der ganze Komplex Bildungspolitik, zu dem viele Jüngere noch einen direkteren Bezug haben.

Wie arbeiten Sie als Gruppe?

Wir treffen uns einmal pro Sitzungswoche, in der Regel Montagabend. Das ist dann eher ein lockerer Austausch. Üblicherweise gehen wir das Programm der Sitzungswoche durch. Wir schauen, ob es innerhalb unserer Fraktion Initiativen gibt, die uns besonders am Herzen liegen. Wir schauen, ob es Themen im Plenum gibt, zu denen wir vielleicht eine gemeinsame Meinung haben. Und wir achten auch immer darauf, welche Themen gerade allgemein in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Wir haben uns zum Beispiel bei der Reform des öffentlichen Rentensystems sehr klar positioniert, weil uns das Thema Generationengerechtigkeit natürlich wichtig ist.

Jetzt im Sommer 2020 erarbeiten wir Vorschläge mit Blick auf das Thema Corona, das junge Menschen ja auch in besonderer Weise betrifft, weil sie zum Beispiel später in den Job starten können – weil es schlicht weniger Jobs gibt oder weil Ausbildungsbestandteile ausfallen. Da tragen wir gerade ein paar Vorschläge zusammen und wollen die dann gemeinsam öffentlich machen.

Gibt es Erfolge der Gruppe, auf die Sie stolz sind?

Wir werden als Junge Gruppe bei der Rentenpolitik wahrgenommen. Wir haben das Gefühl, dass die Belange der kommenden Generation da komplett unter den Tisch fallen. Dass die FDP da wahrnehmbar ist, liegt auch mit an unserer Jungen Gruppe und daran, dass unser Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik Johannes Vogel Teil der Gruppe ist.

Wann und wie haben Sie Ihre Begeisterung für Politik entdeckt?

Ich habe schon sehr früh, so mit 13 oder 14, angefangen, mich neben der Schule bei den Jungen Liberalen ehrenamtlich zu engagieren. Und das habe ich über viele Jahre weiter gemacht, im Studium und im Referendariat – und habe dabei immer sehr spannende Erlebnisse gehabt. Das hat mich nie losgelassen und deshalb bin ich sehr froh, dass jetzt auch mal ein paar Jahre lang hauptberuflich machen zu dürfen.

Was sagen Sie einem jungen Menschen, der darüber nachdenkt, in einer Partei aktiv zu werden?

Man kann sich ja als junger Mensch in ganz vielen Bereichen engagieren, im Sportverein, bei Kunst und Kultur. Wenn man sich für Politik interessiert, dann ist es ganz sicher auch spannend, mal bei einer politischen Jugendorganisation vorbeizuschauen und zu gucken: Wie sind die drauf? Werde ich mit Respekt behandelt? Fühle ich mich da wohl? Wenn die Antwort Ja ist, dann sollte man das auf jeden Fall machen.

Was kann man dabei lernen?

Einerseits kann man versuchen, die eigenen Ideen ein Stück weit Realität werden zu lassen. Wenn man mitbekommt, dass in der eigenen Schule oder Hochschule oder im Ausbildungsbetrieb bestimmte Dinge nicht so laufen, wie man das gerne hätte, wenn zum Beispiel die digitale Ausstattung zu wünschen übrig lässt, dann ist natürlich eine Möglichkeit, durch politisches Engagement Abhilfe zu schaffen.

In vielen Bundesländern kann man bei den Kommunalwahlen schon ab 16 wählen. Und da ist es natürlich wichtig, dass es auch 16-Jährige gibt, die sich in politischen Organisationen und Parteien engagieren, einfach damit die die Themen der jungen Menschen auch auf dem Schirm haben.

Und natürlich lernt man im politischen Betrieb auch Dinge, die darüber hinaus von Nutzen sind. Angefangen bei Projekt-Management und Teamwork über öffentliches Reden bis hin zu der Erkenntnis, dass Politik immer Mehrheiten braucht und man darauf angewiesen ist, Menschen auf seine Seite zu ziehen. All das sind Skills, die auch in anderen Bereichen wichtig sein können.

Über Konstantin Kuhle

Konstantin Kuhle, 31, ist Rechtsanwalt und sitzt für die FDP im Bundestag. Dort ist er Mitglied im EU-Ausschuss und im Ausschuss für Inneres und Heimat. Von 2014 bis 2018 war er Vorsitzender der Jungen Liberalen. Mehr erfahrt ihr auf seinem Profil auf bundestag.de.

(jk)

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