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Landwirtschaft Streit um Pflanzenschutzmittel

Die EU will den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft bis 2030 um die Hälfte reduzieren, um die Umwelt zu schützen. Im Landwirtschaftsausschuss beurteilten manche Experten den Vorstoß positiv, andere hielten ihn für den falschen Weg.

Traktor verteilt Pestizide auf einem Feld

Pestizide reduzieren oder nach anderen Möglichkeiten suchen, die Umwelt zu schützen? © shutterstock.com/Fotokostic

Um ihre Nutzpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen, nutzen Landwirtschaftsbetriebe Pflanzenschutzmittel. Oft schaden diese allerdings Tieren, Insekten und anderen Pflanzen. Deshalb hat die EU-Kommission in ihrer Strategie „Farm-to-Fork” das Ziel formuliert, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren.

Antrag der Unionsfraktion

In einem Antrag kritisiert die CDU/CSU-Fraktion diesen Vorschlag einer „pauschalen“ Reduzierung. Man müsse, so die Union, neben dem Umweltschutz auch die Ernährungssicherung und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Landwirtschaftsbetriebe im Blick behalten.

Die Union fordert eine „nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“. Man solle in neue Methoden der Züchtung und des Pflanzenschutzes investieren und so die Belastung der Umwelt möglichst „minimieren“.

Der Antrag war Anfang Februar Anlass für eine Anhörung zum Thema im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.

Erklärvideo "Was sind die Ausschüsse?"

Kritik an den EU-Vorschlägen

Die Kritik der Unionsfraktion an den Vorschlägen der EU teilten sowohl Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband als auch Andreas von Tiedemann vom Department für Nutzpflanzenwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen.

Man teile zwar das Ziel, die Biodiversität in der Landwirtschaft zu schützen. Die Maßnahmen, die die EU vorschlage, seien aber „weder praxistauglich noch verhältnismäßig“. Sie hätten ausschließlich den Umweltschutz im Blick und ließen das Thema Ernährungssicherung völlig außer Acht.

Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, sei der falsche Ansatz, befand Wissenschaftler Tiedemann. Denn immer neue Schädlinge bedrohten wichtige Kulturen. Wenn man sie nicht bekämpfe, werde Deutschland letztlich abhängiger von landwirtschaftlichen Importen werden.

Frank Gemmer vom Industrieverband Agrar stimmte Tiedemann zu. Er sagte, wenn die EU-Vorgaben umgesetzt würden, wären mindestens 3,5 Millionen Hektar Ackerfläche betroffen. Gemmer mahnte an, statt Pflanzenschutzmittel zu verbieten, müsse man verstärkt zu Alternativen zu chemisch-synthetischen Mitteln forschen.

Zuspruch für die EU-Strategie

Ganz anders sahen das Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Sie vertraten die Ansicht, es gebe sehr wohl ein großes Potenzial, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.

Es müsse allerdings noch besser erforscht werden, was dabei zu beachten sei, um keine Nachteile für die deutsche Landwirtschaft zu erzeugen. Außerdem müssten Landwirte dabei unterstützt werden, Pflanzenschutzmittel sinnvoll zu reduzieren.

Vorschlag für einen Mittelweg

Tewes Tralau von der Abteilung Sicherheit von Pestiziden beim Bundesinstitut für Risikobewertung und Jens Karl Wegener vom Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen am Julius-Kühnen-Institut schlugen vor, die EU-Maßnahmen umzusetzen. Allerdings sollten dabei die Großbetriebe vorangehen. Denn kleine und mittelständische Betriebe seien nicht in der Lage, „von heute auf morgen auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten“.

Hier seht ihr die Anhörung im Video:

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