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TÜREN-SERIE TEIL 6 Tor zum Reichstagsgebäude

Wir zeigen euch unbekannte Türen im Deutschen Bundestag. Diesmal: der Besuchereingang ins Zentrum der Demokratie.

Treppen und Eingang zum Reichstagsgebäude

Hereinspaziert – das Reichstagsgebäude ist für alle offen. © Tim Lüddemann

Das Reichstagsgebäude kennt ihr sicherlich vom Foto. Es ist der große Bau mit der gläsernen Kuppel in der Mitte Berlins. Es ist das Hauptgebäude der deutschen Demokratie; der Ort, an dem die Bundestagsabgeordneten regelmäßig zusammenkommen, an dem sie Gesetze beschließen und an dem sie die Kanzlerin oder den Kanzler wählen. Drei Dinge, die schon im Eingangsbereich des Gebäudes besonders sind, wisst ihr aber vielleicht noch nicht.

1. Buchstaben aus Kanonen

Über dem großen West-Portal des Reichstagsgebäudes, durch das die Besucher ins hohe Haus kommen, steht in massiven Lettern „Dem Deutschen Volke“. Die insgesamt 16 Meter breite Inschrift ist eine Gebäudewidmung und sie besagt, dass das, was innerhalb der Mauern des Reichstagsgebäudes geschieht und entschieden wird, zum Wohle Deutschlands sein soll.

1916 hat die Berliner Bronzegießerei Albert und Siegfried Loevy die aus eingeschmolzenen Kanonen produzierten Buchstaben dort angebracht. Die Familien der beiden Handwerker wurden aufgrund ihres jüdischen Glaubens später von den Nationalsozialisten ermordet – in den Strafgefängnissen und Konzentrationslagern von Plötzensee, Theresienstadt und Auschwitz.

2. Kunst für die Besucher

Annähernd zwei Millionen Besucher passierten im Jahr 2018 die Eingangslobby des Reichstagsgebäudes, etwa, um von dort aus die Kuppel zu besuchen oder um an einer Plenarsitzung teilzunehmen. Zu den ersten Dingen, die die Besucher in der 30 Meter hohen Westlobby sehen, gehören zwei Kunstwerke des deutschen Malers und Bildhauers Gerhard Richter.

Sie heißen „Schwarz Rot Gold“ und „Birkenau“ und hängen einander gegenüber. Das erste Werk zeigt auf 21 Metern Höhe die Farben der deutschen Bundesflagge. Das zweite ist eine Bearbeitung von Fotos, die Häftlinge im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau heimlich geschossen hatten. Das Gegenüber dieser beiden Installationen lässt sich als Mahnung verstehen – darüber, dass die Verbrechen der Nazidiktatur nie vergessen werden dürfen. Gerhard Richter gehört übrigens zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart.

3. Die Graffitis

Wenige Schritte hinter der Eingangslobby stechen merkwürdige Schmierereien an den Innenwänden ins Auge. Stellenweise wurde die Wand hier nicht verputzt, sodass das alte Mauerwerk sichtbar ist. Darauf sind mit farbiger Kreide kyrillische Graffitis geschrieben. Diese stammen von Soldaten der Roten Armee, der militärischen Macht der Sowjetunion (ein Staat, der 1991 aufgelöst wurde und zu dessen Territorium die heutige Russische Föderation gehörte).

Das Reichstagsgebäude war zum Ende des Zweiten Weltkrieges und im Kampf um Berlin ein stark umkämpfter Ort. Nachdem schließlich am 30. April 1945 die Flagge der Sowjetunion auf dem Dach gehisst wurde, verewigten sich die Soldaten hier zum Beispiel mit ihren Namen und ihren Heimatstädten. Der Architekt Sir Norman Foster, der das Reichstagsgebäude zwischen 1995 und 1999 umgebaut hat, legte im Zuge der Sanierung diese Stellen wieder frei. Sie gehören zur Geschichte des Hauses und auch zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

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