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Internationales Parlaments-Stipendium Angereist mit einer Idee, abgereist voller Tatendrang

Naomi Webster-Grundl und Jasmin Nimmrich

Das Internationale Parlaments-Stipendium für arabische Staaten ermöglichte in diesem Jahr 18 jungen Menschen einen Blick hinter die Kulissen des deutschen Parlaments.

Mit der Zertifikatsausgabe im Paul-Löbe-Haus fand das IPS-Programm einen feierlichen Abschluss. © Naomi Webster-Grundl / mitmischen.de

Berlin - Hauptstadt und politisches Zentrum Deutschlands und im vergangenen Monat Gastgeber für 18 junge Menschen aus dem arabischen Raum. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten hatten dabei die Möglichkeit, die Abläufe im deutschen Parlament kennenzulernen, Seminare und Vorträge, zum Beispiel zu Themen wie Versöhnungsprozessen oder Erinnerungskultur, zu besuchen und ein einwöchiges Praktikum im Büro von Bundestagsabgeordneten zu absolvieren. 

Beim IPS-Programm geht es nicht nur darum, dass die Teilnehmenden Einblicke in die deutsche parlamentarische Demokratie gewinnen, sondern sich auch über die politische Situation in ihren jeweiligen Heimatländern austauschen können. Am Ende des einmonatigen Programms wollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundestages, die die Organisation der IPS-Programme verantworten, natürlich wissen: Was hat euch gut gefallen? Was können wir besser machen? Was nehmt ihr für euch mit?

Für diesen letzten Austausch kamen die Teilnehmenden sowie die Organisatorinnen und Organisatoren in einem Ausschuss-Saal des Paul-Löbe-Hauses zusammen. Da, wo sonst Abgeordnete sitzen, nahmen die Stipendiatinnen und Stipendiaten Platz, um ihre Eindrücke und Gedanken in den vergangenen vier Wochen mit den anderen zu teilen. 

Transparente Demokratie

Was in der Runde erst für Überraschung und dann für Begeisterung sorgte, war die aufrichtige Transparenz, mit der sich das deutsche Parlament und seine Beteiligten präsentierten. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten hatten dabei nicht nur die Möglichkeit, die Parlamentsgebäude von innen zu sehen. Von Parlamentsgeschichte, über religiöse Vielfalt und Erinnerungskultur, in zahlreichen Seminaren und Workshops präsentieren sich sowohl Abgeordnete sowie Akteure aus der Zivilgesellschaft. Bestandteil des Stipendiums war auch ein einwöchiges Praktikum bei einem Mitglied des Deutschen Bundestages, also ein hautnaher Einblick in den Alltag hinter der Politik.  

Und neben der Erkenntnis, mit wie viel Arbeit ein politisches Amt einhergeht, wurde für alle auch recht schnell offensichtlich: Abgeordnete sind auch nur Menschen. Und Menschen machen Politik. „Die Demokratie lebt dadurch, dass wir an die Minderheiten denken, nicht an die Mehrheiten”, so beschreibt Iman aus Ägypten eines der Aha-Erlebnisse, die sie im Büro eines Parlamentsmitgliedes machen durfte. 

„Hier habe ich Politik und Demokratie hautnah erlebt“, fasst auch Hany, ebenfalls aus Ägypten, den vergangenen Monat und die vielen Möglichkeiten zum Austausch zusammen. „Ich habe außerdem gelernt, zu kommunizieren. Was man sagt - sowohl wo, wann, als auch wie.“ Denn neben dem Zuwachs an politischem Wissen über die Bundesrepublik, bot das Stipendium für alle Teilnehmenden die Gelegenheit, die eigenen Deutschkenntnisse anzuwenden und zu verbessern. 

Und zusätzlich zu einer korrekten Deklination, dem Wissen über den Hammelsprung oder darüber, wie ein Misstrauensvotum abläuft, nimmt Manar aus Algerien noch etwas viel Wertvolleres mit nach Hause. Und zwar „die Erkenntnis, dass Politik ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens ist, und wir deshalb auch viel früher anfangen sollten, uns dessen bewusst zu werden und uns zu informieren”. 

Die diesjährigen Stipendiatinnen und Stipendiaten und das Team des Bundestages bei der Zertifikatsvergabe. © Naomi Webster-Grundl / mitmischen.de

Eine Gruppe so vielfältig wie Berlin

Das IPS-Programm für arabische Staaten ist für dieses Jahr zu Ende, doch die Freundschaften und Eindrücke werden bleiben. Den Koffer, den man nach einem einmonatigen Aufenthalt in einem anderen Land packt, ist oft schwerer als der, mit dem man angereist ist. Denn neben Mitbringseln müssen Inspirationen, Ideen und neue Netzwerke verstaut werden. Für Atef aus Tunesien war das IPS-Programm „die absolut beste Möglichkeit, Deutschland kennenzulernen”. Eine Aussage, die im Sitzungssaal für zustimmendes Nicken von allen Seiten sorgt.

Hana aus dem Oman schließt ihr Feedback an das organisatorische Team des Bundestages mit Dankbarkeit und dem Versprechen: „Ich bin mit einer Idee von Demokratie und Parlamentarismus hier angereist, zurück gehe ich nun mit der Bereitschaft in meinem Heimatland den ersten Schritt genau in diese richtige Richtung zu machen.”

Mehr Informationen zum IPS-Stipendium findest Du hier.

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