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Erfahrungsbericht Wie läuft der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ ab?

Hengwin Chammo

Die 16-jährige Hengwin ist eine der Teilnehmerinnen des Bürgerrates „Ernährung im Wandel“. Bis Januar 2024 arbeiten die ausgelosten 160 Bürgerinnen und Bürger an Vorschlägen zum Thema Ernährung für den Bundestag. Hengwin hat uns berichtet, was sie bislang durch den Bürgerrat erlebt und gelernt hat.

Eine Gruppe von Menschen hört auf einem Bauernhof dem Betreiber zu. Alle tragen dickere Kleidung, es ist Herbst.

Eine Gruppe des Bürgerrates hört gemeinsam mit Hermann Färber (CDU/CSU) während der Exkursion zum Milchhof Mendler dem Betreiber Joachim Mendler zu. © Robert Boden / Mehr Demokratie

Durch den Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ ermöglicht der Bundestag Bürgern, sich in der Politik zu engagieren und stellt sie vor die Frage, was der Staat denn machen könnte, um das Thema Ernährung den Bürgern näher zu bringen. Dafür bekamen 20.000 Bürgerinnen und Bürger einen Brief nach Hause geschickt und sie erhielten die Chance, sich für das Thema „Ernährung im Wandel“ einzusetzen. Von diesen wurden anschließend 160 Personen aus ganz Deutschland ausgelost, die für drei Präsenz-Wochenenden nach Berlin und sechs Online-Sitzungen eingeladen wurden. Eine davon bin ich.

Ohne eine Ahnung, wie das ganze ablaufen würde, begaben wir uns am 29. September nach Berlin und zum Paul-Löbe-Haus – ein Gebäude des Bundestages –, wo bereits viele Journalisten und das Team, das für alles Organisatorische verantwortlich war, sowie die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) auf uns warteten. Nach ihrer Eröffnungsrede bekamen wir Input von Experten, wobei wir hitzige Diskussionen miterlebten und uns die Möglichkeit gegeben wurde, Fragen zu stellen. Nach einer Führung durch das Paul-Löbe-Haus, das Reichstagsgebäude und die Kuppel begaben wir uns um 21 Uhr zum Hotel, um am nächsten Tag mit spannenden Diskussionen rund um das Thema Ernährung weiterzumachen.

Dazu wurden wir in ausgelosten Kleingruppen aufgeteilt, wobei die Moderatoren darauf achteten, jeden zu Wort kommen zu lassen, sodass wirklich alle an den Diskussionen beteiligt waren. Von Tierwohl, über Umwelt und Konsum, bis hin zu Labels, Aufklärung sowie Besteuerung – wir griffen so einiges auf und debattieren aktiv über die Frage, was der Staat rund um das Thema Ernährung machen könnte und welche Hindernisse zu überwinden seien. Um uns bei den fachlichen Fragen zu unterstützen, wurden Experten eingeladen, die jederzeit zur Verfügung standen und uns zu Beginn der Kleingruppenarbeit Inputs über verschiedene Themenbereiche gaben.

Am Ende des Wochenendes schlossen wir mit den Wahlen der Themen ab, mit denen wir uns im weiteren Verlauf des Bürgerrates beschäftigen wollten. In jeder Online-Sitzung sprachen wir über ein anderes der drei Themen, hörten Experten dazu und erarbeiteten in Kleingruppen die für uns wichtigsten Punkte. Am Ende der Sitzungen erkannten wir sehr viele Überschneidungen, aber auch ganz verschiedene Meinungen und Perspektiven, die wahrscheinlich unter anderem mit den Altersunterschieden zusammenhängen. Der Bürgerrat umfasst nämlich eine Altersspanne von 16- bis hin zu über 80-Jährigen.

Nach der ganzen Theorie und auf die Bitte der Bürgerinnen und Bürger hin wurden wir am zweiten Präsenzwochenende mit Exkursionen überrascht. Für diese Exkursionen wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt: Die eine ging zur Kantine im Bundesministerium für Arbeit und Soziales , eine weitere zur Berliner Tafel auf dem Berliner Großmarkt und die Dritte zum Milchhof Mendler. Diese Ausflüge bereicherten mich enorm und trugen dazu bei, Ernährungspolitik noch besser zu verstehen. Außerdem stieß die Exkursion neue Überlegungen an, da wir beispielsweise beim Milchhof Einblicke und Inputs direkt vom Züchter bekamen. Für die nächsten zwei Online-Sitzungen werden wir konkrete Vorschläge erarbeiten, die wir abschließend dem Bundestag präsentieren werden.

Zusammenfassend waren es bis jetzt lehrreiche und spannende Sitzungen, bei denen sehr auf die Meinung der Bürgerinnen und Bürger gehört wurde. Trotz der vielen Information und der vollgepackten Wochenenden fiel es den meisten doch sehr leicht, aufmerksam und gespannt zuzuhören und sich an den Debatten zu beteiligen. Die Konzentration wurde außerdem durch die Moderatorinnen und durch das Orga-Team aufrechterhalten, die die Tage sehr kreativ und mitreißend gestalteten. Bis zum Schluss verloren sie nicht ihre ansteckende positive Energie und überraschten uns immer wieder mit etwas Neuem. Ich bin überzeugt davon, dass die Vorschläge, welche wir dem Bundestag präsentieren werden, durchgesetzt werden und dieser Bürgerrat schon jetzt etwas Revolutionäres bewirkt hat. Meine Hoffnung ist, dass anhand dessen weitere Bürgerräte gebildet werden, die dazu beitragen den Bürgerinnen und Bürgern die Chance zu geben, gemeinsam etwas Positives für die Zukunft zu bewirken.

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