Meinung
Was würde der Wehrdienst für dich bedeuten?
Die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands muss gestärkt werden - so viel steht fest. Doch wie genau, ist noch offen. Soll der Wehrdienst freiwillig bleiben oder wieder verpflichtend werde? Was die jungen mitmischen-Autoren über die politischen Vorhaben rund um den Wehrdienst denken, lest ihr hier:

Zum aktuellen Zeitpunkt können nach Grundgesetz Artikel 12a alle Männer, die das achtzehnte Lebensjahr vollendet haben zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden. © IMAGO / photothek
Die Wiedereinführung der Wehrpflicht beschäftigt Deutschland und mich jetzt schon eine Zeit lang. Ich sehe ein, dass in einer so unberechenbaren Welt eine bessere Verteidigungsfähigkeit entscheidend für den Erhalt unserer Sicherheit und Demokratie sein kann. Dennoch würde ich persönlich nicht zur Waffe greifen wollen. Ein verpflichtender Wehrdienst könnte die persönliche Freiheit und die Berufswahlmöglichkeiten von jungen Menschen stark einschränken. Ich müsste beispielsweise mein Studium, das ich erst vor Kurzem begonnen habe, für den Wehrdienst unterbrechen. Die Diskussion lässt mich schon darüber nachdenken, wie viel Kontrolle ich tatsächlich über meine eigene Lebensplanung habe und wie stark politische Entscheidungen mein persönliches, aber auch berufliches Leben beeinflussen könnten.
Trotzdem stellt sich die Frage, wie viel Verantwortung wir übernehmen müssen, um unsere Freiheit zu bewahren. Ich würde deshalb einen Kompromiss bevorzugen, bei dem ein freiwilliger Dienst angeboten wird, unterstützt durch Anreize wie eine finanzielle Förderung oder Bildungsunterstützung für das spätere Leben. Ob dieses Modell funktioniert, ist natürlich nicht klar, doch ich würde diese Form von freiwilligem Wehrdienst erstmal bevorzugen, bevor wieder eine Wehrpflicht eingeführt würde.
Zum Glück ist es in Deutschland möglich, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern, denn es gibt für mich und auch andere viele Gründe nicht zu kämpfen. Sei es aus dem Glauben an die Heiligkeit allen Lebens, aus moralischer Überzeugung oder schlicht aus Ablehnung von Waffengewalt als Mittel zur Konfliktlösung. Ein weiterer Punkt, der mir Sorgen bereitet, ist, dass durch eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht die bestehenden sozialen Freiwilligendienste überlastet werden könnten.
Was mich außerdem beschäftigt, ist, dass diese Entscheidung vor allem auf dem Rücken einer jungen Generation ausgetragen werden würde, die gar nicht die Möglichkeit hatte, diese politisch mitzubestimmen. Viele derjenigen oder eigentlich alle, die zum Dienst verpflichtet werden würden, durften bei der letzten Bundestagswahl noch gar nicht wählen, auch weil die CDU die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 verhindert hat. Und jetzt soll genau diese Generation, die Konsequenzen dieser politischen Entscheidung tragen?
Wehrdienst? Ja, aber bitte freiwillig. Wenn ich die Schlagzeilen über Wehrpflicht und Verteidigungsfähigkeit in den Nachrichten sehe, merke ich: Die Vorschläge betreffen mich und meine Generation direkt. Wir sind plötzlich die, die nach Jahrzehnten erstmals wieder gefragt werden sollen, ob sie zur Bundeswehr wollen – oder vielleicht sogar müssen. Aber ehrlich gesagt: Ich finde, Zwang passt nicht mehr in unsere Zeit und ist aktuell nicht angemessen.
Natürlich dürfen wir nicht so tun, als sei alles gut. Der Zustand der Bundeswehr ist kritisch. Besonders seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist die Bedrohung für uns real. Dass Reaktionen folgen müssen, ist logisch. Ich glaube aber nicht, dass es bei den Vorschlägen von Verteidigungsminister Boris Pistorius um Aufrüstung im Sinne des Kalten Krieges geht – wie es manche ältere Generationen sehen. Es geht darum, aufzuholen, was wir lange verpasst und ignoriert haben. Die Weltlage hat sich verändert, und wer sich verteidigungsfähig präsentieren will, darf die eigene Sicherheit nicht vernachlässigen. Erst wenn die Verteidigungsfähigkeit des Landes gefährdet ist, soll die Wehrpflicht wieder eingesetzt werden. So steht es im Entwurf zum neuen Wehrdienstgesetz. Davon sind wir aktuell weit entfernt.
Deswegen finde ich den Vorschlag sinnvoll, auf Freiwilligkeit zu setzen. Ich könnte mir ein Dienstjahr im zivilen oder sozialen Bereich gut vorstellen. Denn auch dort kann man in Krankenhäusern, Kitas oder im Katastrophenschutz Verantwortung übernehmen. Es muss nicht zwingend militärischer Dienst sein, auch wenn das in der Debatte oft so dargestellt wird.
Ein solches freiwilliges Dienstjahr, wie es auch Bundeskanzler Friedrich Merz vorgeschlagen hat, würde uns als Gesellschaft stärken, ohne jungen Menschen ihre Freiheit zu nehmen. Im Gegenteil: Es fördert das Verständnis, dass staatliche Leistungen nicht selbstverständlich sind.
Eines ist für mich klar: Wir müssen stärker werden – nicht, weil wir kämpfen wollen, sondern damit wir es nicht müssen. Dafür braucht es moderne Strukturen, gute Ausrüstung und die Möglichkeit, freiwillig Verantwortung zu übernehmen. Ich wünsche mir eine Politik, die jungen Menschen die Wahl lässt, ob und wie sie dienen wollen.
Die sicherheitspolitische Landschaft in Europa verändert sich. Es geht vermehrt um die Frage, inwiefern man sich als Staat verteidigen kann. Vor allem die Jugendlichen in Deutschland stehen vor einer großen Entscheidung. Zurzeit wird diskutiert: Soll der Wehrdienst freiwillig bleiben oder verpflichtend werden?
Meiner Meinung nach, sollte kein verpflichtender Wehrdienst eingeführt werden. Nur wenige können sich einen Wehrdienst vorstellen. Ich und andere sind auch verunsichert, ob sie wirklich zur Bundeswehr gehen wollen, weil wir Angst vor dem Krieg und den Erfahrungen haben, von denen man durch den Ukraine-Krieg bereits eine Vorstellung bekommt. Zudem habe ich Dokumentationen über andere Kriege gesehen und kann mir nicht vorstellen als Soldat gegen einen anderen Menschen zu kämpfen. Viele aus meinem Bekanntenkreis zeigen sich besorgt darüber, was als nächstes passieren wird. Auch die neue Art der Kriegsführung – der hybride Krieg – sorgt für Verunsicherung und Sorge.
Persönlich denke ich, dass Pflichten solcher Art manchmal das Gegenteil ihrer beabsichtigten Wirkung erreichen. Wenn es zur Pflicht kommt, könnte der Motivationsfaktor verloren gehen. Zusätzlich erzeugt das auch einen gewissen Druck, sich entscheiden zu müssen. Ich möchte später studieren und eine Karriere aufbauen, und unabhängig davon nicht ständig den Druck spüren und die Angst haben, in die Bundeswehr eingezogen zu werden. Außerdem könnte eine Verpflichtung Widerstand und Proteste hervorrufen.
Darüber hinaus habe ich das Gefühl, nicht viel über die Bundeswehr zu wissen. Die Bundeswehr habe ich erst verstärkter durch die Debatten um die Wehrpflicht kennengelernt. Es ist für mich problematisch eine Entscheidung zu treffen, ohne zu wissen, was die Bundeswehr genau macht. Durch Dokumentationen habe ich mitbekommen, dass einige aus der rechtsextremen Szene zur Bundeswehr gehen – und die Vorstellung gemeinsam ein Team zu bilden, ist für mich bedenklich.
Ferner sollte die Attraktivität gesteigert und das Image der Bundeswehr verbessert werden, sodass Jugendliche zum Beispiel später ihren Wehrdienst für die Ausbildung oder für das Studium anrechnen lassen können. Wenn man diese Dinge für die Jugendlichen berücksichtigt und die Strukturen der Bundeswehr erneuert, könnte sich das langfristig positiv auf die Bundeswehr auswirken und mehr Leute würden freiwillig zur Bundeswehr gehen.
In der Diskussion rund um die Wehrpflicht wünsche ich mir aber vor allem, dass auch Jugendliche in die Diskussion mit einbezogen werden. Es betrifft am Ende die Jugendlichen, weswegen ich denke, dass wir über den Wehrdienst mitentscheiden sollten.
Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich der Blick auf die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands geändert. Nach Jahrzehnten des Abrüstens wird heute wieder über die Wehrpflicht debattiert.
Aufgrund der Tatsache, dass ich eigentlich direkt nach meinem Schulabschluss studieren und anschließend zeitnah in einen Beruf einsteigen möchte, hat mich die aktuelle Diskussion um die Wehrpflicht nachdenklich gemacht, ob ich diesen Weg so gehen kann. Da ich den Wehrdienst für mich selbst schon lange ausgeschlossen hatte, war ich zunächst strikt dagegen und habe gedacht, es sei ein „verlorenes Jahr“.
Jedoch hat sich meine Meinung dazu geändert. Dies liegt unter anderem daran, dass Russland längst nicht nur die Ukraine bekämpft, sondern eine psychologische Kriegsführung in ganz Europa betreibt. Auch die Prognose, dass Russland in ein paar Jahren versuchen könnte, das NATO-Gebiet anzugreifen, lässt eine nationale Wehrpflicht immer sinnvoller erscheinen, weil man so das Defizit der deutschen Verteidigungsfähigkeit zumindest etwas ausgleichen könnte.
Auch ein Blick auf die Probleme in der Pflege zeigt den Nutzen einer Wehrpflicht mit der Möglichkeit, anstatt des Wehrdienstes einen Sozialdienst zu verrichten. Auf diese Weise könnte man mehr Personal gewinnen, was dazu führen würde, dass die Pflegebeiträge zumindest etwas weniger stark ansteigen.
Ein weiterer Grund, warum ich nicht mehr dagegen bin, ist, dass viele ehemalige Wehrdienst- und Zivildienstleistende sagen, sie würden die Wehrpflicht nicht als verlorenes Jahr sehen, sondern eher als eine Lernmöglichkeit.
Ich stehe einem Wehrdienst daher weder positiv noch negativ gegenüber, solange er verpflichtend ist, da ich nicht an den Erfolg eines freiwilligen Wehrdienstes glaube. Der zweite und aus meiner Perspektive wichtigste Aspekt, den eine Wehrpflicht aus meiner Sicht erfüllen muss, ist, dass sie für alle Geschlechter gilt. Da gleiche Rechte meiner Meinung nach auch gleiche Pflichten zur Folge haben.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Wehrpflicht mich zwar in meiner Lebensplanung beeinträchtigt, jedoch ist sie aus meiner Sicht leider alternativlos.