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Bundeswehr Wehrbeauftragte Eva Högl: „Die Lage ist ernst“

Wie ist die Situation innerhalb der Bundeswehr? Wie verteidigungsfähig ist Deutschland und sollte die Wehrpflicht wieder eingeführt werden? Diese und weitere Fragen beantwortet die Wehrbeauftragte in ihrem Jahresbericht 2024, mit dem sie das Amt nach ihrer fünfjährigen Amtszeit auch an ihren Nachfolger übergibt.

Eine mittelalte Frau mit schulterlangen blonden Haaren und dunkler Brille steht am Rednerpult des Deutschen Bundestages. Sie trägt einen braunen Anzug.

Für Dr. Eva Högl war es die letzte Plenardebatte als Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages. © picture alliance/dpa | Katharina Kausche

Der Jahresbericht der Wehrbeauftragten für das Jahr 2024 war am 21. Mai 2025 Thema der Beratungen im Deutschen Bundestag. Vorgelegt wurde er von der Wehrbeauftragten Dr. Eva Högl, deren fünfjährige Amtszeit endet. Zu ihrem Nachfolger wurde Henning Otte gewählt.

Was steht im Wehrbericht 2024? 

Die Vorstellung des Jahresberichts 2024 begann die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl mit den Worten: „Die Lage ist ernst. Es gibt Krisen, Kriege, Konflikte überall in der Welt. Unser Frieden, Freiheit, Demokratie sind gefährdet, auch hier bei uns in Europa, auch in Deutschland.“ Deshalb sei es wichtiger denn je, dass die Bundeswehr vollständig einsatzbereit sei.  

Zur Sicherung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands hat die Bundeswehr die Zielmarke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis zum Jahr 2031 gesetzt. Angesichts der Personalentwicklung und der aktuellen Stärke des militärischen Personals von 181.174 aktiven Soldatinnen und Soldaten sieht die Wehrbeauftragte dieses Ziel in Gefahr. Auch werde die Bundeswehr immer älter. „Während das Durchschnittsalter Ende 2019 noch 32,4 Jahre betrug, ist es bis Ende 2024 auf 34 Jahre gestiegen“, heißt es im Bericht. 

Neue Gesichter gebe es in den Reihen der Bundeswehr einige: So hätten im Laufe des Berichtsjahres 20.290 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst angetreten. Diese Neuzugänge zu halten, sei jedoch das Problem. Rund 27 Prozent der Rekruten, die im Jahr 2023 ihren Dienst begonnen hätten, beendeten diesen innerhalb der sechsmonatigen Probezeit.  

Angesichts der angespannten sicherheitspolitischen Lage, vor allem bedingt durch den 2022 begonnenen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wird verstärkt über eine Wiedereinführung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht debattiert. In ihrem Bericht spricht sich die Wehrbeauftragte für das von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorgeschlagene Wehrdienstmodell aus. Dieses sieht die Beantwortung eines Fragebogens vor, auf Basis dessen dann die Musterung und Auswahl der geeignetsten und motiviertesten Kandidatinnen und Kandidaten erfolgen soll. Für volljährige Männer wäre die Beantwortung des Fragebogens verpflichtend, für volljährige Frauen wäre sie freiwillig.  

Die Debatte in voller Länge

Henning Otte ist der neue Wehrbeauftragte 

Im Anschluss an die Debatte wurde Henning Otte auf Vorschlag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD zum neuen Wehrbeauftragten gewählt. Otte war seit dem Jahr 2005 Abgeordneter im Deutschen Bundestag und von 2014 bis 2021 verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Als Wehrbeauftragter wird er nicht mehr Mitglied des Bundestages sein.

Der Wehrbeauftragte ist ein Hilfsorgan des Bundestages und unterstützt diesen bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle der Streitkräfte. Er achtet also unter anderem darauf, dass die Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten eingehalten werden und die innere Führung der Streitkräfte funktioniert. Seine Erkenntnisse über den inneren Zustand der Bundeswehr hält der Wehrbeauftragte in einem jährlichen Bericht fest.

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