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Sarah Lahrkamp (SPD) „Jugendliche müssen Gefahren kennen“

Cybermobbing und Deepfakes sind nur zwei Probleme, die online eine Bedrohung darstellen können. Sarah Lahrkamp (SPD) von der Kinderkommission hat mit uns darüber gesprochen, wie Jugendliche sich schützen können.

Foto von Sarah Lahrkamp

Sarah Lahrkamp (SPD) rät Jugendlichen, im Internet nicht immer unter Klarnamen aufzutreten. „Man kann sich etwa Spitznamen ausdenken“. © DBT/Janine Schmitz/photothek

In einem Expertengespräch der Kinderkommission ging es kürzlich um Cybermobbing und Deepfakes. Beides Dinge, mit denen man im Internet in Berührung kommen kann. Können Sie uns erklären, was sich hinter den Begriffen verbirgt?

Mobbing ist ein Begriff, der mittlerweile den meisten Menschen etwas sagt: Dahinter verbirgt sich das systematische Schikanieren von Personen über einen längeren Zeitraum. Cybermobbing meint eigentlich genau dasselbe, nur dass sich Mobbing hier in der digitalen Welt – also vor allem auch in den sozialen Medien – abspielt.

Sogenannte Deepfakes können ein Teil von Cybermobbing sein: Täuschend echt wirkende Bilder, Videos oder Audioaufnahmen werden mithilfe von Künstlicher Intelligenz erzeugt. Es kann also sein, dass das Gesicht eines Jugendlichen in ein Video eingesetzt wird. Dann sieht es so aus, als ob der oder die Jugendliche etwas macht oder sagt, was vielleicht lustig sein soll. Oft kann das aber gemein sein und die betroffene Person wird möglicherweise deshalb gemobbt.

Wo legen die besonderen Gefahren im Umgang mit digitalen Medien?

Da wir uns im digitalen Raum befinden, wissen wir gar nicht so genau, mit wem wir eigentlich in Kontakt stehen und wie weit sich unsere Bilder verbreiten. Ich glaube, vielen ist nicht klar, was mit den Inhalten angestellt werden kann, und das ist eine Gefahr, die wir aus dem Offline-Leben so nicht kennen. Im realen Leben wissen wir, wer unser Gegenüber ist. Das ist im Netz nicht immer so.

Dazu kommt: Was einmal im Netz ist, bleibt erst einmal auch dort, und man kann es nicht so einfach wieder löschen. Darauf müssen wir Kinder und Jugendliche unbedingt hinweisen.

In dem Gespräch ging es auch darum, wie Eltern ihre Kinder vor solchen Gefahren schützen können. Wissen Eltern denn überhaupt genug über die Apps, die ihre Kinder nutzen, um sie hier zu unterstützen?

Kinder und Jugendlichen sind oft fitter als die Eltern, was die Neuigkeiten aus der digitalen Welt angeht. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man mit seinen Kindern im Austausch bleibt. Das kann auch spannend sein: Die Erwachsenen können hier etwas von ihren Kindern lernen. Gleichzeitig können Eltern so an bestimmten Stellen darauf hinweisen, welche Gefahren dort lauern können.

Und was können die Eltern unserer Leserinnen und Leser tun, um ihre Kinder zu schützen?

Eltern können sich zum Beispiel informieren. Es gibt gute Internetseiten mit Informations- und Unterstützungsangeboten für Eltern. Die EU-Initiative „Klicksafe – für mehr Sicherheit im Netz“ stellt beispielsweise viele hilfreiche Informationen zur Verfügung. Aber ich möchte noch einmal betonten: Ganz wichtig ist es, mit den Kindern in den Austausch zu gehen und gezielt über bestimmte Themen wie Datensicherheit und Gefahren in sozialen Netzwerken aufzuklären. Dabei ist es auch ausschlaggebend, überhaupt zu erklären, dass es so etwas wie Cybermobbing gibt.

Was können die Jugendlichen selbst tun, um sich zu schützen?

Jugendliche müssen sich zunächst der Gefahren bewusst werden. Sie sollten immer vorsichtig mit ihren Daten sein und sich fragen, was sie überhaupt von sich preisgeben wollen. Ein guter Anfang wäre es, in sozialen Medien nicht immer mit dem kompletten Klarnamen aufzutauchen. Man kann sich etwa Abkürzungen oder Spitznamen ausdenken. Man sollte sich auch immer fragen: Kenne ich den Menschen, mit dem ich gerade in Kontakt stehe, wirklich und kann ich der Person vertrauen? Oder könnten bestimmte Inhalte von der Person überall verbreiten werden, obwohl sie dafür nicht gedacht waren?

Ganz wichtig ist, dass die Jugendlichen darüber sprechen, wenn sie in eine unangenehme Situation geraten. Das passiert vielen Kindern und Jugendlichen – und auch Erwachsenen. Junge Menschen sollten deshalb keine Scheu haben, sich den Eltern oder Lehrerinnen und Lehrern anzuvertrauen, wenn ihnen im Internet etwas komisch vorkommt oder sie gemobbt werden.

Immer wieder hört man, dass bei Bewerbungen entscheidend ist, welche Infos Personaler über die Bewerber im Internet finden. Was bedeutet das für junge Leute – sollte man am besten gar nichts mehr posten?

Nein, gar nichts zu posten, ist sicherlich nicht die Lösung. Soziale Medien sind schon zu sehr Teil unseres Alltags geworden und bringen trotz Gefahren auch viele Vorteile mit sich. Wir sollten uns aber immer gut überlegen, was genau wir posten. Dazu kann man sich einige Fragen stellen, zum Beispiel: Teile ich hier sensible Inhalte? Oder: Möchte ich diesen Teil meines Privatlebens wirklich mit so vielen anderen Menschen teilen? Könnte ich in Zukunft bereuen, was ich gerade mache?

Als ich damals angefangen habe, soziale Medien zu nutzen, hat mir mal jemand einen Rat gegeben, an den ich bis heute häufig denke: Poste nichts, was du nicht im Zweifelsfall auch auf dem Titelblatt einer Zeitung über dich sehen wollen würdest. Natürlich lesen die jungen Leute heutzutage kaum noch Zeitung, aber ich denke, auch Jugendliche können sich gut vorstellen, was das bedeutet. Also: Wenn man das richtige Maß findet, kann man auch mit gutem Gewissen Inhalte posten.

Zur Person

Sarah Lahrkamp

Sarah Lahrkamp wurde 1981 in Gronau geboren. Nach der Schule studierte sie Politikwissenschaften in Münster. Seit 2003 ist sie Mitglied in der SPD, seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort gehört sie der Kinderkommission an und sitzt für ihre Fraktion im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Mehr erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.

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