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Sportausschuss Kann Deutschland internationale Sport-Events?

Zwei große Sportveranstaltungen fanden dieses Jahr in Deutschland statt. Brauchen wir mehr davon? Ist Deutschland bereit für Olympische Spiele? Diese Fragen diskutierte der Sportausschuss mit Experten.

Spanische Basketballspieler mit Pokal vor Konfettiregen

Finale in Berlin: Die spanische Nationalmannschaft gewann im September die Basketballl-Europameisterschaft. © picture alliance/Christina Pahnke/sampics

Derzeit wird viel über die anstehende Fußball-WM in Katar gesprochen, die wegen der dortigen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussionen darum, welche Rolle etwa Menschenrechte oder auch Nachhaltigkeit bei sportlichen Großereignissen spielen sollten.

Deshalb hat der Sportausschuss vor Kurzem in einer öffentlichen Anhörung über die Zukunft nationaler und internationaler Sportgroßveranstaltungen diskutiert.

Sportgroßveranstaltungen in Deutschland 2022

Zwei solcher Sportereignisse gab es in diesem Jahr in Deutschland, auf die die Experten sich immer wieder bezogen: München war im August Gastgeber der European Championships mit neun Sportarten, darunter Beachvolleyball, Leichtathletik, Rudern und Turnen. Im September wurde die Basketball-Europameisterschaft in vier Ländern ausgetragen: Deutschland, Georgien, Italien und Tschechien. Das Finale fand in Berlin statt.

Olympische Spiele in Deutschland?

Die beiden genannten Sport-Events hätten gezeigt: „Deutschland kann Sportgroßveranstaltungen.“ So sah es Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds. Die Frage, ob Deutschland bereit sei für eine neue Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele, beantwortete er mit Ja. Allerdings wolle er die Spiele „nicht um jeden Preis“, sagte Weikert, sondern nur, wenn ein großer Teil der Menschen auch dahinter stehe. Dafür brauche es mehr Beteiligung der Bevölkerung an entsprechenden Konzepten.

Zum Hintergrund: Die Gastgeberstadt von Olympischen Spielen wird sieben Jahre vor der Austragung bestimmt. Der komplizierte Auswahlprozess erstreckt sich über zwei Jahre. 1972 fanden zuletzt Olympische Spiele in Deutschland statt. Seitdem wurden sechs deutsche Bewerbungen abgelehnt. Zweimal scheiterten geplante Bewerbungen zudem an Bürgerentscheiden.

Die ehemalige Leichtathletin und Vertreterin der Organisation Transparency International Sylvia Schenk beurteilte die Situation anders als Weikert: Deutschland sei noch nicht reif für Olympische Spiele, meinte sie, weder gesellschaftlich noch sportlich. Doping-Fälle und Korruption hätten das Vertrauen der Menschen ebenso erschüttert wie Verletzung von Menschenrechten in Ländern, die die Spiele in den letzten Jahren ausgetragen hätten. Langfristige Veränderungsprozesse seien notwendig, um dieses Vertrauen wieder herzustellen.

Großturniere als Chance

Internationale Großturniere wie Europa- oder Weltmeisterschaften könnten Millionen Menschen für den Mannschaftssport begeistern und zur Völkerverständigung beitragen. So sah es Andreas Michelmann von Teamsport Deutschland. Deshalb brauche Deutschland mehr davon. Der Spitzensport könne mit seiner breiten Wirkung auch den Breitensport fördern, wenn die Menschen sich von Großveranstaltungen mitreißen ließen und daraufhin selbst sportlich aktiv würden.

Auch Sport- und Eventmanager Michael Mronz betonte die positiven Aspekte: Sport könne Werte wie Miteinander, Respekt und Integration vermitteln und dazu beitragen, die Gesellschaft zusammenzuhalten.

Mehr Rücksicht auf Menschen mit Behinderung

Egal um welche Sportgroßveranstaltung es sich handele, müsse mehr Rücksicht auf Sportler mit Behinderung genommen werden, forderte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Es brauche eine barrierefreie und zeitgemäße Infrastruktur für Sportler. Wenn die Großveranstaltungen mit gutem Beispiel vorangingen, könnte das bestenfalls auch eine positive Ausstrahlung auf den Breitensport haben, meinte Beucher.

Hier seht ihr die Anhörung im Video:

(jk)

mitmischen Redaktion

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