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USA-Stipendiatin Claire, 18, New York

Claire Meyer

Claire musste wegen der Corona-Krise frühzeitig abreisen. Hier erzählt sie, warum sie für die Monate in New York dankbar ist.

Junge Frau im Portrait

März 2020: Abschied von New York

Zwei Freundinnen Arm in Arm

Claire mit einer spanischen Freundin, die auf ihre Schule gegangen ist. Sobald Corona es erlaubt, wollen die beiden sich gegenseitig besuchen. © privat

Junge Frau in Mantel und Hut der Highschool Gratulation mit Lehrern vor amerikanischer Flagge.

Claires “graduation picture”. Sie ist sehr froh, dass sie die Chance dazu hatte. © privat

Junge Frau beim Skifahren

Wintersport: Claire liebt Skifahren. Und findet es großartig, dass amerikanische Schulen den Schülern Möglichkeiten wie diese geben. © privat

Schockierender Screenshot

Das neuartige Coronavirus verbreitete sich immer schneller und unkontrollierter, aber niemals hätte ich gedacht, dass deswegen das Stipendien-Programm des Bundestages vorzeitig beenden werden würde.

In den Februar-/Präsidentenferien wurde mein “Independent Travel” genehmigt, um meine Tante in West Virginia zu besuchen, was eine total andere Welt war als New York. Sehr viel ländlicher, der Dialekt ein wenig anders, und alles war sehr viel kleiner. Ansonsten ist in den Wochen davor ist nichts Außergewöhnliches passiert, außer dass der scheinbare endlose Winter von New York endlich aufzutauen schien.

Meine letzte Woche fing damit an, dass mir ein Freund, auch ein Stipendiat, einen Screenshot schickte, aus dem hervorging, dass aufgrund des gemeinsamen Beschlusses des Bundestages und des State Departments unser Programm vorzeitig beendet werden würde. Als dann gegen Mitte der Woche die ersten Stipendiaten ihre E-Mails und Flugdaten bekamen, wurde mir bewusst, dass es bald soweit sein würde.

Ich bekam dann die E-Mail am Mittwoch und sprach mit allen Schulangestellten, um letzte Dinge zu klären und sie über die Situation aufzuklären. Ich bekam die Gelegenheit, ein Bild mit der “gown”, den Kleidern, in denen die Seniors normalerweise auf der Graduation Stage laufen, den Direktoren und der Mappe, in die mein honorary diploma reingekommen wäre (als Ersatz für das richtige Diploma, sodass jeder Austauschschüler an der graduation teilnehmen kann) zu machen, die ich dankbar wahrnahm.

Schwer, ins Flugzeug zu steigen

Freitags war Senior Project Presentation Day. Senior Project ist ein Projekt, das seit Beginn des Schuljahres vorbereitet wurde. Es besteht aus einem 12-seitigen Forschungspapier und einer sehr formellen Präsentation mit allem, was dazu gehört, vor einem Panel mit verschiedenen Angestellten der Schulen im Distrikt.

Darauf haben alle Seniors lange hingearbeitet und die Panik der meisten vor der Präsentation war unbegründet. Alle anderen hatten frei und alle Seniors haben präsentiert – es ist eine wichtige Voraussetzungen für die graduation. Danach wurde gefeiert, mit dem Zertifikat für das Bestehen des Projekts gab es ein kostenloses Eis bei McDonalds.

Ein Freund sagte, dass es sich komischerweise anfühle wie die graduation, als wäre er fertig mit der Schule. Wie Recht er haben sollte... Ab folgendem Montag wurden alle Schulen geschlossen. Am selben Freitag kamen dann auch meine Flugdaten für Montag darauf, ich war damit eine der Letzten. Ich hatte somit noch das Wochenende, das ich komplett mit meinen Freunden verbrachte.

Es war schwer, ins Flugzeug zu steigen, obwohl ich noch nicht richtig realisierte, dass es komplett vorbei war. Das einzig Gute war, dass ich Freunde, die ich von der Vorbereitung und dem Washington D.C. Trip kannte, wiedergesehen habe.

Politische Ereignisse

Die amerikanischen Vorwahlen habe ich in der Region, wo ich war, leider kaum bemerkt, außer durch vermehrte Fernsehtrailer, ein sehr amerikanisches Phänomen. Auch wenn ich in einem demokratischen Staat war, war die Region doch sehr republikanisch. Und leider habe ich fast nur Menschen getroffen, die extrem die eine oder andere Seite vertreten haben, dieser dann schon fast blind gefolgt sind und die jeweils andere Seite um jeden Preis schlecht dastehen lassen wollten.

Auf die Corona-Krise wurde lange nicht reagiert – und dann war es schon zu spät. New York wurde der Staat mit den meisten Corona-Fällen und immer noch gibt es keine definitiven Ausgangsbeschränkungen. New Yorker werden zum “social distancing” aufgerufen, aber ich sehe tagtäglich, wie sich Gruppen immer noch treffen und Sachen machen. Das Coronavirus wird absolut nicht ernst genommen in meiner Generation. Eine ähnliche Situation lag vor, als sich die Iran-Situation verschärfte, die wurde auch absolut nicht ernst genommen.

Fazit

Was ich mitnehme aus der Zeit in den USA ist eine neue Perspektive. Generell hat sich meine Perspektive auf Deutschland, Europa und mein Leben verändert. Ich bin mir viel mehr Dinge bewusst, die ich an Deutschland zu schätzen weiß. Und obwohl es leider eine überwiegend schwierige Zeit war, bedingt durch meine Gastfamilien, habe ich trotzdem viel gelernt und Freunde gefunden, die zu meiner Familie wurden (ein sehr enger Kreis von Amerikanern und Austauschschülern aus der ganzen Welt).

Es wurde immer von ehemaligen Austauschschülern gesagt, dass es das beste Jahr meines Lebens werden würde, weswegen ich lange Zeit darauf gewartet habe, dass sich dieses Gefühl einstellt. Es war ein sehr außergewöhnliches Jahr, ein Jahr, das so nie wieder passieren wird und um das ich unendlich froh bin, ich habe eine Menge Erfahrungen gesammelt.

Die Tiefs waren tiefer und die Hochs waren höher, aber die Hochs, ich sag’s euch, die waren der absolute Hammer. Also ich bin wirklich dankbar für die Chance und selbst wenn es hart werden wird für euch zukünftige Stipendiaten (falls es irgendjemand schafft, bis hierhin zu lesen, haha), es wird es wert sein.

Habt nicht die übergroßen Erwartungen – ein Auslandsjahr in Kalifornien wird definitiv anders aussehen als eins in New York, aber die Leute, die ich getroffen habe, waren alles wert. Ich vermisse New York! Es wird für immer ein Teil meines Herzens sein – und ich habe die USA lieben gelernt.

Und die Zukunft? Ich will weiterhin meine Träume verfolgen und niemals aufgeben. Mal sehen, wohin mein Leben mich führen wird, also: see ya!

November und Dezember 2019: 15 Zentimeter Schnee

Mädchen auf einem Fußball-Feld.

Ein paar Austauschschüler, im Hintergrund Claires Gastschwester. © privat

Mädchen in Fußball-Trikot auf dem Feld.

Auf dem Fußballfeld in Action. © privat

Mädchen im Trikot im Stadion.

Allererstes Football-Spiel bei den „Bills“. © privat

Homecoming und Powderpuff

Homecoming war schon in der zweiten Schulwoche. In der “Spirit Week” davor hatten wir jeden Tag ein Motto: ‘Merica Monday, Powderpuff, Tourist Wednesday, Class Decade Day (meine Klasse hatte die 80er) und Trikot Day‘. Dienstags war das Powderpuff-Spiel, bei dem je 30 Mädchen von den Juniors (11. Klasse, pinke Kleidung) und Seniors (12. Klasse, schwarze Kleidung) gegeneinander ein Football-Spiel gespielt haben. Die Zeit war verkürzt und die Regeln etwas abgeändert, zum Beispiel gab es Gürtel, bei denen man zwei längere, mit einem Klettverschluss verbundene Streifen an den Seiten abreißen konnte, was dann als “tackle” galt. Die Jungs waren entweder Coaches oder Cheerleader, manche haben sich sogar in Cheerleader-Uniformen gezwängt. Alles in allem ein sehr chaotisches Spiel, da wenige Mädchen alle komplexen Regeln von Football verstehen, aber es hat dennoch sehr viel Spaß gemacht.

Meine Schule hatte keinen Homecoming-Tanz, wir hatten nur Homecoming-Spiele. Das Football-Spiel war Freitag abends, aufgrund von Sturmböen kamen aber nicht so viele. Die Fußball-Spiele waren dann samstags, bei denen gab es eine Besonderheit: Jedes Mädchen aus dem Mädchen-Team ist mit einem Jungen aus dem Jungen-Team “gegangen”. Das bedeutet, dass das Mädchen/der Junge jeweils ein Poster für den/die andere macht und zwischen den Spielen wurde dann eine kleine Tasche mit Süßigkeiten ausgetauscht. Alles war in den Farben meiner Schule, Gold und Blau, geschmückt, die Seniors haben eigene Plakate mit ihren Nummern darauf bekommen und aufgrund des guten Wetters haben viele die Spiele geschaut, was den “School Spirit” nochmal unterstrichen hat.

Winter is coming...

Außer Fußball, noch mehr Fußball und Fußball ist nicht viel passiert im September und Oktober. Es wurde kälter, die Tage wurden kürzer und die Spiele wegen der Kälte immer umständlicher anzuschauen. Was mich dann Anfang November überrascht hat: Schnee!! Genau einen Tag vor meinem Geburtstag hat es geschneit. Nicht nur 3 Zentimeter, wie ich es aus Deutschland gewohnt war, es waren etwa zehn bis 15 Zentimeter, und die blieben dann auch geschlagene zwei Wochen liegen. Während es daheim um die 5 bis 10 Grad waren, gab es hier -15 Grad und Schneechaos.

Mein 18. Geburtstag war sehr viel simpler als ich es mir immer vorgestellt hatte; kein Alkohol, keine Party, kein Autofahren. Abends waren wir mit der Familie in meinem absoluten Lieblingsrestaurant essen, was ein guter Ersatz war. Am nächsten Tag sind ein paar Freunde abends vorbeigekommen, ohne Alkohol natürlich. Hatte auch was. Mein Geburtstag wird aber in Deutschland auf jeden Fall nachgeholt!

Mitte November gab es auch den Senior Ball, zu dem ausnahmslos nur 12.-Klässler kommen durften. Es wurden kurze Kleider getragen und, wie es sich für einen Ball gehört, hohe Schuhe, Make-Up und künstliche Fingernägel. Beim Ball haben wir an runden Tischen gesessen und von einem Buffet gegessen. Danach wurde getanzt, und überraschenderweise ist jeder direkt auf die Tanzfläche gestürmt und hat getanzt. Leider sind alle schon früh gegangen, viele haben auf After-Partys weiter gefeiert. Meine Gastschwester, meine Freunde und ich sind zu Walmart gegangen und haben dort Dessert gegessen.

Zwei Mädchen in Ballkleidern.

Senior Ball mit Lucia aus Spanien. © privat

Mädchen vor Schild 'I love NY'.

Klassische New-York-Liebe. © privat

Thanksgiving

Nachdem die Fußball-Saison vorbei war, gab es dann auch schon Thanksgiving-Ferien. Das Highlight war – natürlich – das Essen am Thanksgiving-Tag. Wir haben uns klassisch die Parade in New York City im Fernsehen angeschaut und gegen Mittag kam die Familie vorbei. Es gab Truthahn, Stuffing (Füllung), Kartoffelbrei, Süßkartoffeln mit Marshmallows, Soße und Brot. Obwohl ich es leider nicht geschafft habe, mehr als einen Teller zu essen, war das Essen großartig.

Abends, gegen neun, bin ich dann mit meinen Freunden in eine Mall zum Black Friday Shoppen gegangen, das hat besser für meine Freunde gepasst als am klassischen Black Friday. Die Deals waren in meinen Augen nicht allzu anders als sonst, und auch die Massen blieben aus. Es war dennoch die Erfahrung wert.

Washington D.C.

Ein verpflichtender Workshop für mein Stipendium fand Anfang Dezember in Washington D.C. statt, bei dem alle 299 Stipendiaten in drei Workshop-Gruppen aufgeteilt wurden. Deswegen waren wir knapp 100 Leute, und glücklicherweise waren viele meiner Freunde, die ich in der Vorbereitung in Berlin kennen gelernt habe, auch in diesem Workshop. Auf dem Programm standen die Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten und Museen, Workshops für Führungsqualitäten und Projektzeit. Finanziert und durchgeführt wurde das Ganze vom “Department of State”. An einem Tag hatten wir Termine mit den Senatoren und Repräsentanten, aber aufgrund von Meetings und anderen Terminen habe ich persönlich leider niemanden getroffen, hatte aber dennoch die Möglichkeit, mit jemandem vom engeren Personal zu reden.

Zwischen den Terminen konnten wir das Kapitol, die National-Bibliothek, das Höchste Gericht, die Repräsentanten- und Senats-Gebäude auf eigene Faust erkunden. Ich habe eine Führung durch die Kuppel gemacht, mir eine Lesung zum Höchsten Gericht angehört und jeweils im Senat und Repräsentantenraum gesessen (im Diskussionsraum). Alles in allem waren die Regeln und der Zeitplan zwar sehr, sehr streng, aber dennoch war die Woche unglaublich interessant.

Mein persönliches Highlight war der Theater-Besuch. Das Stück, das wir uns angeschaut haben, war der Klassiker “A Carol’s Bell”. Ich war zwar schon in einigen deutschen Theaterstücken, aber ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Mal abgesehen von der Bühnentechnik wurde viel gesungen und getanzt, die Schauspieler haben großartig gespielt und, so absurd es klingen mag, alles hat Sinn gemacht. Vielleicht ist es ein Phänomen der Theater in meiner Region, aber die Stücke scheinen manchmal etwas undurchsichtig zu sein. Nicht so in diesem Theaterstück. Besonders faszinierend aber war der Fakt, dass das Attentat auf Präsident Lincoln dort verübt wurde (Ford’s Theatre). Die Kabine ist bis heute mit Flaggen und kleinen Denkmälern dekoriert.

Mädchen vor dem Kapitol in Washington D.C.

Vor dem Kapitol in der US-Hauptstadt. © privat

Mädchen in Washington D.C. vor dem Monument.

Das berühmte "Monument" in Washington D.C. © privat

Gruppenfoto vor historischem Gebäude.

Gruppenfoto: “CBYX civic education workshop” im Dezember. © privat

Weihnachten und Silvester

Der Weihnachtstag wird in den USA erst am 25. Dezember gefeiert – Geschenke öffnet man also, anders als in Deutschland, nicht am 24. Dezember (“Weihnachtsabend”), sondern am nächsten Morgen. Am Weihnachtsabend sind wir zu Onkel Mark gefahren, die ganze Familie kommt dortin, es ist schon eine richtige Weihnachtstradition. Wir haben Snacks gegessen, Weihnachtsmusik gehört und viele Gespräche geführt. Es war toll, die ganze Familie kennen zu lernen und über alles mögliche zu reden, Gemeinsamkeiten zu finden und Traditionen aus Deutschland zu erklären.

Am Weihnachtsmorgen dann wurden Geschenke aufgemacht. Aber bevor wir das durften, mussten wir unsere traditionelle Socke auspacken, in der Kleinigkeiten und Süßigkeiten waren. Als es dann ans Geschenkeaufmachen ging, war ich überrascht, wie viele Geschenke jeder bekommen hat. In Deutschland liegt der Fokus mehr auf der Familienzeit, hier ist das zwar auch so, aber der Fokus auf den materiellen Dingen ist eben etwas größer hier. Unter den Geschenken waren Kleider, Gutscheine, eine Decke, ein Yeti (Kaffe-/Teebehälter) und ein Bademantel. Merry Christmas!

An Silvester bin ich zu einer Austauschschüler-Party gegangen, wir waren insgesamt zehn Leute. Es war sehr schön, alle Austauschschüler nochmal zu sehen, da manche drei bis vier Stunden weit weg wohnen. Wir haben Spiele gespielt und geredet bis dann der legendäre Ball “verschmolzen” ist (oder so, haha, wir haben das alle nicht wirklich verstanden) und es Mitternacht war. Neues Jahr, neues Glück! Auf ein neues Jahrzehnt, was auch immer es bringen mag, auf 2020!

September 2019: Eine schwere Erfahrung und ein optimistischer Neustart

Niagarafälle

Die Niagarafälle sind wirklich so beeindruckend, wie man sie sich vorstellt. © privat

Mädchen vor den Niagarafälle

Achtung, nass – Claire vor den Niagarafällen. © privat

Konzert-Bühne mit Publikum

Erstes Konzert in den USA. © privat

Mädchen auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums

Auf zum Shopping! © privat

Erste Woche, erste Erfahrungen

Es ist viel passiert in meiner ersten Woche. Ich war auf einem Konzert, habe die Niagarafälle gesehen und neue Leute kennengelernt. Dadurch, dass mein Koordinator mir im Vorhinein ein paar Kontaktdaten von Mädchen aus meiner Stufe und meinem Team gegeben hat, konnte ich schon Wochen vor meiner Ankunft Kontakt zu ihnen aufnehmen. Eine meiner Freundinnen, Hanna, hat mich mit auf ein Konzert genommen, wo ich dann wieder andere getroffen habe.

Es waren auch Hanna und ihr Bruder, mit denen meine Gastmutter und ich zu den Niagarafällen gefahren sind, weil sie, obwohl sie nur knapp zwei Stunden davon entfernt wohnen, noch nie dort waren. Wir konnten leider nur die amerikanische Seite sehen, nichtsdestotrotz war es ein absolutes Highlight. Wir waren auf der “Maid of Mist”, mit der wir zwischen die Wasserfälle gefahren sind. Auf dem Schiff habe ich durch Zufall ein paar Deutsche getroffen. Es war ziemlich ungewohnt, plötzlich wieder Deutsch zu reden, aber auch irgendwie vertraut. Die Austausch-Organisatoren haben uns empfohlen, in den ersten vier Wochen keinen Kontakt nach Deutschland zu haben, was durch Social Media extrem schwierig ist. Ansonsten habe ich eine Menge klassische “Touri”-Bilder gemacht und das Naturspektakel bewundert.

Das mit der Sprache und dem Kommunizieren läuft besser als gedacht, ich habe einige Komplimente bekommen aufgrund meines Englischs. Wichtig hier: Falls Missverständnisse entstehen, versucht es anzusprechen! Amerikaner haben in der Regel viel Verständnis für Austauschschüler und sind sehr offen. Es ist nicht schwer, Freunde zu finden, wenn man auch nur etwas aus sich beziehungsweise aus der Komfortzone herauskommt. Darum geht es ja schließlich in dem Auslandsjahr, richtig?

Gepäck-Fazit

Ich habe zu wenige normale T-Shirts mitgenommen. Ansonsten bin ich ziemlich zufrieden mit meinem Koffer. Kleiner Tipp für USA-Reisende: Packt erst eure Kleider und füllt das, was ihr an Gewicht und Platz übrig habt, mit Pflegeprodukten, die sind in den USA in der Regel ziemlich teuer. Ich weiß, dass das alle Austauschschüler raten, aber bringt so wenig Kleider mit wie möglich. Je nachdem, wo ihr shoppen geht (Locals wissen in der Regel, wo man relativ billig ganz gute Kleidung bekommt), bezahlt ihr extrem wenig, vor allem in der “clearance”-Abteilung, also im Sale.

Aber seid gefasst auf brutale Klimaanlagen – egal ob in Geschäften, Zuhause oder in Autos. Ich als Europäerin fühle mich manchmal, als würde ich gleich erfrieren.

Nach der Hochphase...

Alles hat sich inzwischen eingespielt. Fußballtraining, Freunde und Gastfamilie. Alles ist nicht mehr ganz so neu und trotzdem gibt es immer etwas zu tun, immer etwas Neues zu entdecken. Sprachlich habe ich das Gefühl, ich beherrsche keine der beiden Sprachen zu 100 Prozent, alles Deutsche wird immer schwieriger. Der Tipp von meiner Organisation, keinen Kontakt nach Deutschland zu haben, stellt sich als eine sehr gute Idee heraus.

Also, alles gut soweit. Bis zum letzten Wochenende, als meine Gastmutter und ich ein paar Probleme hatten, unter anderem durch Missverständnisse in der Kommunikation, manches wurde auch von der Austausch-Organisation AFS unnötig kompliziert gemacht. Meine ehemalige Gastmutter hat sich unwohl gefühlt, weswegen ich auch angefangen habe, mich unwohl zu fühlen. Das hat letzten Endes dazu geführt, dass ich zu meiner “Support Person” musste. Ich dachte immer, dass meine Gastmutter und ich gut zusammengepasst haben, aber die Tatsache, dass sie nicht wirklich versucht hat, alles zu klären, spricht für sich. AFS und meine ehemalige Gastmutter haben mir versichert, dass es nichts mit mir als Person zu tun hat. Dennoch war es eine schwierige Situation, die mich mit unglaublich vielen Emotionen zurück gelassen hat: Traurigkeit, Wut, Ratlosigkeit, Isolation aufgrund der Sprache und des fremden Landes – aber auch etwas Positives: das Wissen, dass es besser so früh passiert als in ein paar Monaten, wenn die Schule voll im Gange ist.

Geholfen haben mir andere Austauschschüler, manche aus meiner Schule und die anderen PPP-Stipendiaten, die überall in den USA verstreut sind. Aber am meisten geholfen hat mir eine ehemalige Austauschschülerin, die etwas Ähnliches durchgemacht hat. Was ich damit sagen will: Manchmal laufen Dinge anders, als wir es erwarten und hoffen, aber wir können nicht kontrollieren, was um uns herum passiert. Wir können nur unser Inneres kontrollieren. Ich habe mich gezwungen, darüber zu reden und auf andere zuzugehen, weil sonst schnell das Gefühl aufkommt, dass man alleine ist. Aber das war nicht der Fall, man ist niemals alleine. In dieser Situation habe ich auch auf meine deutschen Freunde und auf meine Familie zurückgegriffen, die mir mega viel Halt gegeben haben!

Dass man die Gastfamilie wechselt, passiert manchmal. In 50 Prozent der Fälle sogar. Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren würde, aber “here I am”, stärker als vorher und immer noch optimistisch. Das wird mein Jahr. Und das kann mir niemand wegnehmen!

Eine meiner Freundinnen, Hannah, hat angeboten, mich aufzunehmen. Die Familie und AFS haben großartige Arbeit geleistet, weil ich schon wenige Tage nach der Entscheidung zu der neuen Familie konnte. Mit dem Vorsatz, nicht zu vergleichen, und mit dem Glauben, dass es trotzdem ein tolles Jahr wird, bin ich dann bei der neuen Familie eingezogen. Und ganz ehrlich: Das war vielleicht das Beste, was mir passieren konnte. Hier habe ich zwei tolle Gastgeschwister und sehr liebe Gasteltern. Klar, es ist nicht dasselbe, aber das heißt nicht, dass es schlechter ist. Im Gegenteil.

Puhhh, die erste Schulwoche ist geschafft! Schule hier ist... anders. Die Nicht-College-Klassen sind um einiges leichter als die in Europa, wobei es dort weniger Auswahlmöglichkeiten gibt. Neben den Standart-Kursen, die jeder Austauschschüler belegen muss (US Geschichte, Mathe, eine Wissenschaft und Englisch), habe ich Kriminalrecht, Psychologie, “IB theory of Knowledge” und PE. Manche Lehrer sind eher so... lala und manche Lehrer möchte ich nicht mehr hergeben, wie in Deutschland. Ich habe bereits ein paar Kurse in meinem Stundenplan geändert und da kommen eventuell noch ein paar Änderungen hinzu.

Ein weiterer Unterschied ist das Lehrer-Schüler Verhältnis und die „Freiheit“ als Schüler. Lehrer und Schüler sind in der Regel weniger distanziert, wobei man als Schüler stärker in seiner Freiheit eingeschränkt ist als in Deutschland. Um die Toilette zu benutzen, muss man einen „hall pass“ haben, Freistunden sind beaufsichtigt und unterliegen je nach Aufsicht gewissen Regeln (zum Beispiel Handy-Verbot). Es ist nicht gut, nicht schlecht, es ist anders. Hier ein Dankeschön an AFS, die uns von Tag eins an daran erinnert haben.

Alles in allem kommt Schule eher weniger einer akademischen Herausforderung gleich, ist aber dennoch ein toller Ort, um neue Leute kennenzulernen und Zeit mit anderen Leuten zu verbringen. Und nein, das mit dem Lunch und dort einen Sitzplatz finden war kein Problem, hier sind alle total offen und fragen dich, ob du mit ihnen sitzen willst. Vor allem wenn man in einem Sport-Club ist, da man dort sehr einfach Leute kennenlernen kann.

Aber die Woche war dennoch sehr anstrengend, einfach deshalb, weil man den ganzen Tag mit Schule und Sport beschäftigt ist und dann bis mitten in die Nacht Hausaufgaben machen und lernen muss. Aber zum Glück ist jetzt erstmal Wochenende!

August 2019: American Dream in New York

Junge Frau vor blauem Himmel

Claire ist schon oft umgezogen. Diesmal geht es nach New York. © privat

Mein großes Abendteuer

Hey, ich heiße Marie-Claire, bin 17 Jahre alt und komme aus dem Saarland. In meiner Freizeit spiele ich Fußball, bin in der Freiwilligen Feuerwehr und engagiere mich in der Kommunalpolitik. Ich habe gerade die 12. Klasse eines Gymnasiums beendet. Dies ist zwar ein eher untypischer Zeitpunkt für ein Highschool-Jahr, aber ich glaube, dass man sich so eine Chance nicht entgehen lassen darf.

Da ich oft umgezogen bin, liebe ich es, an neue Orte zu gehen und neue Menschen kennenzulernen. In einem anderen Land mit einer komplett anderen Kultur zu leben, hatte aber schon immer einen besonderen Reiz. Also habe ich mich informiert, welche Möglichkeiten es gibt. Meine Wahl fiel auf ein Auslandsjahr mit Gastfamilie, weil es mir wichtig ist, dabei auch Erfahrungen als Familienmitglied zu sammeln. Finanziell war das aber leider nicht machbar, weswegen ich über Stipendien recherchiert habe und so auf das Parlamentarische Patenschafts-Programm gestoßen bin.

Zum ersten Mal beworben habe ich mich in der zehnten Klasse, da habe ich das Stipendium aber leider nicht bekommen. Danach war die Enttäuschung natürlich groß – mich nochmal zu bewerben, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich war der Meinung, dass ich bestimmt nicht angenommen würde, weil ich schon mal bis in die letzte Runde gekommen war. Aber eine Lehrerin hat mir klargemacht, dass ich nichts zu verlieren habe. Also habe ich mich nochmal beworben und naja – dieses Mal hat es funktioniert.

Lektion gelernt: NIEMALS einen Traum aufgeben!

New York, New York

Ich werde nach New York kommen – und meine Version vom American Dream leben! Meine Gastfamilie ist zwar anders als ich sie mir ausgemalt hatte, aber trotzdem möchte ich sie für nichts auf der Welt eintauschen. Da ich sie relativ früh bekommen habe, konnten wir schon einiges planen. Wir werden uns natürlich New York City anschauen, aber auch die Niagarafälle, die nicht mal zwei Autostunden von mir entfernt sein werden. Wochenendtrips wie zum Beispiel nach Boston haben wir zwar noch nicht final ausgeplant, sind aber definitiv ziemlich weit oben auf meiner Wunschliste. In den Winterferien dann beginnt unser (erster) großer Trip – wir besuchen die Familie von meiner Gastmutter, die in der Nähe von San Diego, Californien lebt. Aber auf dem Hinweg legen wir für drei Tage einen Stop in Las Vegas ein; dann werden wir auch eine Tagestour zum Grand Canyon machen. Meine Vorfreude ist gigantisch!!

In den Ferien im Februar fahren/fliegen wir vielleicht nach Florida, wo wir uns Disney World und die Universal Studios anschauen und einen Tag bei der anderen Schwester von meiner Gastmutter verbringen würden. Ob und was genau da aber passiert steht noch in den Sternen. Das sind nur erste Ideen – diese Ferien möchte ich aber egal wie nutzen, um noch etwas vom Land zu sehen. Und zum Glück teilen meine Gastmutter und ich die Liebe zum Reisen.

Es sind jetzt noch 32 Tage. So langsam werden letzte Vorbereitungen getroffen; Adapter für die Steckdosen bestellen, Gastgeschenke kaufen, letzte Impfungen… Am wichtigsten aber: meine Zeit nutzen und viel mit Freunden und Familie unternehmen. Denn wenn mich das Stipendium schon jetzt etwas gelehrt hat, dann, dass Zeit unglaublich wertvoll ist.

Zur Person

Junge Frau im Portrait
Mitmischen-Bloggerin

Claire Meyer

ist 18, spielt Fußball, ist in der Freiwilligen Feuerwehr und engagiert sich in der Kommunalpolitik. Aktuell ist sie mit dem Parlamentarischen Parlaments-Programm in New York.

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