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Schüler-Petent „Mehr Gerechtigkeit in der Bildung“

Max setzt sich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein. Dazu hat er eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht. Wie er auf die Idee kam und was er sich erhofft, erzählt er hier.

Max besucht aktuell die 12. Klasse eines Internats in Geisenheim in Hessen. Dass Bildungserfolg in Deutschaland vom Geld der Eltern abhängt, findet er ungerecht. © privat

Schüler aus wohlhabenderen Elternhäusern haben deutlich bessere Bildungschancen als ihre Altersgenossen, die aus finanziell und sozial schwierigeren Verhältnissen kommen. Mit schlechten Bildungschancen gehen auch Nachteile für die Zukunft einher: zum Beispiel geringere Gehälter und schlechtere Aufstiegschancen im Beruf.

Ich selbst bin Schüler der 12. Klasse und besuche die Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim, Hessen, und ich habe mich gefragt, was die Politik gegen diese großen Ungleichheiten in der Bildung unternehmen könnte. Deshalb kam ich auf die Idee, eine Petition beim Deutschen Bundestag einzureichen, in der ich meine Idee für mehr Chancengleichheit vorstelle.

Ein Bildungsbudget könnte helfen

In meiner Petition fordere ich ein Bildungsbudget: Dieses Budget soll jungen Menschen im Alter von sechs bis 25 Jahren zur Verfügung stehen und abhängig von Alter und Ausbildungsart bei höchstens 800 Euro liegen. So soll Geld, das für Schulmaterial, Laptops, Lernsoftwares, Onlinekurse und Ähnliches ausgegeben wurde, zurückerstattet werden können.

Denn Schüler aus finanziell schwächeren Familien können ihr Potenzial unter anderem deshalb nicht voll ausschöpfen, weil die Eltern nicht genug Geld für die notwendige Ausstattung haben. Mit dem Bildungsbudget könnte der Zugang zu solchen Bildungsmitteln ermöglicht werden. Das ist der Grundgedanken meiner Petition.

Was mich motiviert

Schüler aus wohlhabenderen Familien mit Akademiker-Eltern haben sehr viel bessere Chancen in der Schule: Sie besuchen deutlich öfter das Gymnasium als Kinder aus Haushalten, in denen weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen und in denen die Eltern keine akademischen Abschlüsse haben. Das belegen auch aktuelle Zahlen aus dem „Chancenmonitor 2023“, einer Untersuchung, die vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Verein „Herz für Kinder“ herausgegeben wird.

Demzufolge hat ein Kind, das mit einem alleinerziehenden Elternteil ohne Abitur aus dem untersten Einkommensviertel und mit Migrationshintergrund aufwächst, eine Chance von knapp 22 Prozent, das Gymnasium zu besuchen. Im Gegensatz dazu hat ein Kind, das mit zwei Elternteilen mit Abitur aus dem obersten Einkommensviertel und ohne Migrationshintergrund aufwächst, eine Chance von mehr als 80 Prozent, das Gymnasium zu besuchen.

Idee im PoWi-Unterricht

Als mir das erste Mal so richtig bewusst geworden ist, wie ungerecht die Bildungschancen in Deutschland sind, habe ich mich gefragt, wie diese Ungerechtigkeiten zustande kommen und wie man die Situation lösungsorientiert angehen kann. Ich habe die Idee, das Bildungsbudget in einer Petition zu fordern, in der Schule im PoWi-Unterricht vorgestellt. Anschließend habe ich Feedback von Mitschülerinnen und -schülern und der Lehrkraft erhalten, das ich in meine Petition eingearbeitet habe.

Die Petition sehe ich als Beginn eines Prozesses, meine Idee ist nicht in Stein gemeißelt. Denn ich möchte dadurch auch eine Debatte zu diesem Problem anstoßen und durch Austausch und konstruktive Kritik meinen aktuellen Vorschlag verbessern.

Sammeln von Unterschriften

Um Mitzeichnungen für meine Petition zu sammeln, habe ich verschiedene gemeinnützige Organisationen und Persönlichkeiten aus dem Bereich Bildung angeschrieben und angefragt, ob sie meine Petition unterstützen möchten. Die Antworten waren sehr unterschiedlich. Manchmal habe ich überhaupt keine Rückmeldung erhalten, manchmal wurde mit großer Begeisterung reagiert.

Ich habe auch gelernt, dass viele Organisationen prinzipiell keine Petitionen unterstützen können, da sie entweder unparteiisch sein müssen oder zu viele dieser Anfragen bekommen und sie nicht bewältigen können. Trotzdem habe ich Unterstützung von einigen Nicht-Regierungsorganisationen wie der Stipendienberatung ApplicAid und Teach First Deutschland, einer Bildungsorganisation mit Fokus auf Bildungsgerechtigkeit, bekommen. Auch ein Podcast-Team und ein Unternehmen, das eine Lernsoftware vertreibt, haben meine Petition unterzeichnet und geteilt. Im Austausch stand ich unter anderem mit der Bundesschülerkonferenz, der Stiftung Bildung, der Lern-App Simpleclub und dem Journalisten und Youtuber MrWissen2Go.

„Das wird doch eh nichts“

Von einigen Menschen wurde mein Engagement belächelt: „Das wird doch eh nichts“, hieß es dann. Von anderen habe ich gute inhaltliche Tipps mit auf den Weg bekommen. In der Forumsdiskussion auf bundestag.de bin ich wiederum auf einige Beiträge gestoßen, in denen teils sehr emotional argumentiert und unsachlich kritisiert wurde, sodass sogar die Moderation einige Beiträge zensieren musste. Aber einige bewunderten auch mein Engagement und sagten, dass es nur wenige Menschen gebe, die eigene Vorschläge machten, anstatt sich nur zu beschweren.

Wo stehe ich momentan mit der Petition?

Die Mitzeichnungsfrist für meine Petition ist am 24. März 2023 abgelaufen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie 91 Mitzeichnungen. Laut einem Update des Petitionsausschusses wurde mein Anliegen mit allen persönlichen Angaben zur Stellungnahme an das zuständige Ressort übergeben. Diese Stellungnahme wird dann von fachkundigen Abgeordneten geprüft und im Petitionsausschuss beraten werden.

Ich bin sehr gespannt auf die inhaltlichen – und vielleicht auch kritischen – Antworten vom Petitionsausschuss und der Bundesregierung. Damit möchte ich meine Idee weiterentwickeln. Diese Petition soll dazu anregen, dass die Politik sich stärker für Chancengerechtigkeit in der Bildung einsetzt. Und ich wünsche mir, dass die Bundesregierung und die Abgeordneten dieses Konzept für zukünftige Gesetzgebungen im Hinterkopf behalten.

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