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Erfahrungsbericht Das European Youth Event

Ludwig Schaumberger

Einmal im Europaparlament sitzen und mit Jugendlichen aus ganz Europa über die Zukunft diskutieren, das war der Traum von mitmischen-Autor Ludwig. Beim European Youth Event in Straßburg war genau das möglich. Was Ludwig dort erlebt hat, erzählt er hier.

Autor am Rednerpult

Mitmischen.de-Autor Ludwig saß als einer von hunderten Jugendlichen aus ganz Europa beim European Youth Event (EYE) im Europaparlament in Straßburg. © privat

Gemeinsam mit elf Jugendlichen aus Oberbayern ging es am Donnerstag mit dem Zug nach Straßburg. Für mich wurde damit ein Traum wahr – denn wir waren auf dem Weg zum Europaparlament; genauer gesagt zum European Youth Event (EYE). An der Veranstaltung des Europaparlaments, die seit 2014 jedes Jahr stattfindet, nehmen Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Europa teil – es soll ihnen Demokratie, europäischen Zusammenhalt und die EU-Institutionen näherbringen.

Los geht's

Es war eine lange Fahrt und nach einer kurzen Nacht ging es am Freitagmorgen endlich los. Um 10 Uhr war die Eröffnung im Europäischen Parlament. Davor mussten wir noch zur Akkreditierung, zum Corona-Test und durch die Sicherheitskontrolle: Bei mehreren tausend Teilnehmern war die Wartezeit entsprechend lang, aber bereits in der Schlange konnte ich erste Kontakte mit Menschen aus ganz Europa knüpfen.

Aufgrund der Coronapandemie war die Veranstaltung dieses Jahr erstmals hybrid. Das heißt, junge Menschen konnten live von zuhause aus mitdiskutieren. Tausende andere hatten die einzigartige Möglichkeit, nach Straßburg zu fahren und dort vor Ort teilzunehmen. Viele Jugendliche waren von einem Mitglied des EU-Parlaments eingeladen worden: in meinem Fall Angelika Niebler (CSU/EVP).

Das diesjährige EYE hatte noch eine Besonderheit: Die besten Ideen und Vorschläge, über die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen diskutierten, sollten der „Konferenz zur Zukunft Europas“ vorgelegt werden (mehr zur Konferenz lest ihr hier).

In diesem Gremium sitzen Vertreter der Europäischen Kommission, Bürgerinitiativen, Vertreter des Europarlaments und des Europarates sowie Vertreter der nationalen Parlamente. Für Deutschland sind dies Gunther Krichbaum (CDU/CSU) sowie Axel Schäfer, Mitglied der SPD-Fraktion.

großes verglastes Gebäude

Das Gebäude des EU-Parlaments in Straßburg. © privat

Tag 1: Sport, Musik und Flammkuchen

Die Eröffnungsrede fand am Freitag im Plenarsaal des Europaparlamentes statt. Ein unfassbar cooles Gefühl war es, da zu sitzen, wo normalerweise die Abgeordneten debattieren. Außerdem waren mehrere Übersetzer da, die in Echtzeit die Reden in alle europäischen Sprachen übersetzten. Es ging um Themen wie den Klimawandel, Demokratie, Europa und natürlich auch darum, welche Veranstaltungen uns während des Events erwarten würden.

Und davon gab es einige: Von sportlichen Aktivitäten wie Fechten oder Blindenfußball bis zu einem Spiel, bei dem man in die Rolle eines MEP (Mitglied des Europaparlamentes) schlüpfen konnte, war alles dabei. Außerdem stellten sich einige europäische Institutionen und Nicht-Regierungsorganisationen vor, wie etwa Unicef oder die ESA (European Space Agency). Die gesamten Aktivitäten fanden entweder im Europaparlament oder im „EYE Village“ statt, ein extra für das Event abgesperrter Bereich rund ums Parlament.

Auch für's Abendprogramm war gesorgt: Nach den Veranstaltungen gingen wir gemeinsam in die Stadt, aßen typisch elsässische Flammkuchen, eine Art dünne Pizza mit Schmand, Speck und Zwiebeln, und schauten uns junge europäische Künstler bei einem Konzert auf der „EYE-Bühne“ an.

Junge Menschen mit EU-Flaggen im Europaparlament

Einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen der deutschen Delegation, die von der EU-Abgeordneten Angelika Niebler eingeladen wurden. © privat

Tag 2 : Die Zukunft unserer Demokratie

Am Samstag ging es um 9 Uhr los. Nachdem ich mir einen Film über die europäischen Institutionen (Europaparlament, Rat, Europäische Zentralbank und EU Kommission) angeschaut hatte, nahm ich an einer Diskussion über E-Demokratie teil.

E-Demokratie ist der Überbegriff für jede Form der Vernetzung zwischen Bürgern und der Legislative (dem Parlament). Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, bei Gesetzen aktiv mitzuwirken und die Prozesse live zu verfolgen.

Es war ein unfassbares Gefühl, sich im Parlament zu Wort zu melden: Die Kameras waren auf einen gerichtet, während man seine Frage vor einem vollen Plenarsaal stellen konnte. Ich habe an diesem Tag viel mitgenommen, so zum Beispiel Ideen, wie man E-Demokratie im Jugend- und Kommunalbereich etablieren könnte. Vielleicht ist es ja sogar irgendwann in Deutschland möglich, online über Gesetzentwürfe zu diskutieren, bevor sie in den Bundestag kommen.

Das Highlight des Events war aber das Abschlussplenum. Junge Menschen konnten vor der Veranstaltung ihre Ideen für ein besseres Europa einbringen. Am Ende wurden dann 20 Anträge diskutiert. Einer davon war ein Vorschlag zur Verbesserung des Recycling-Systems in der EU. Diese Idee wird nun auf der nächsten Tagung der „Konferenz zur Zukunft Europas“ am 22. und 23. Oktober vorgestellt.

Es war eine einmalige Erfahrung: so viele junge Menschen, Gespräche mit Europaabgeordneten und so viele Aktivitäten. Dieses Wochenende wird mir immer in guter Erinnerung bleiben.

Zur Person

Portraitfoto von mitmischen-Autor Ludwig Schaumburger
Mitmischen-Autor

Ludwig Schaumberger

... ist 17 Jahre alt, kommt aus dem bayerischen Seeon und besucht aktuell die 11. Klasse eines Gymnasiums. Seine Freizeit verbringt er mit seinen Freunden oder bei der THW Jugend. Weil er so neugierig ist, kann er keine Information aufnehmen, ohne nicht sofort die Hintergründe per Suchmaschine zu recherchieren.

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