Zum Inhalt springen

Orte der Verbindungen im Bundestag

Eine Brücke, hoch über der Spree

Naomi Webster-Grundl

Zum Deutschen Bundestag gehören sehr viel mehr Häuser als nur das Reichstagsgebäude. Damit die Abgeordneten und alle anderen, die dort arbeiten, schnell von A nach B kommen, sind viele der Gebäude unter- und oberirdisch miteinander verbunden. Wir stellen euch diese Verbindungsorte vor.

Graue Beton-Brücke über einem Fluss.

Die obere Brücke führt vom Inneren des Paul-Löbe-Hauses zum Inneren des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses. Die untere Brücke verbindet die Außenbereiche und ist somit für jeden zugänglich. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Sprung über die Spree: So nennt der Architekt Stephan Braunfels die Brücke, die die beiden von ihm entworfenen Häuser, das Paul-Löbe-Haus (PLH) und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (MELH), verbindet. Im Bundestag hat sich eher die humorvolle Bezeichnung „obere Beamtenlaufbahn“ für die Brücke durchgesetzt. In einer schwindelerregenden Höhe von etwa 20 Metern überquert man die Spree und damit auch die ehemalige Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. 

Das PLH steht wie das Reichstagsgebäude im ehemaligen Westen der einst geteilten Bundeshauptstadt. Auf der Seite der Spree, wo heute das MELH steht, stand früher die Mauer, die Deutschland in Ost und West teilte. Selbst wenn es damals jemandem gelang, den sogenannten Todesstreifen zu durchqueren, die Mauer zu überwinden und in die Spree zu springen, war die Person noch nicht sicher – erst wer das andere Ufer erreichte, war sicher im Westen.

Menschen laufen über eine Brücke. Im Hintergrund sieht man den Berliner Fernsehturm.

Wo zu Zeiten der innerdeutschen Teilung eine nahezu unüberwindbare Grenze verlief, kann man jetzt über die Spree hinweg spazieren. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Die Brücke wird von zwei Kunstwerken eingerahmt, die sich darauf beziehen, dass die Spree zum Grenzstreifen gehörte. An der Fassade des PLH sowie an einer Wand im Gebäude direkt hinter der Glasfront mit Blick auf die Spree befinden sich zwei grün leuchtende je zehn Meter hohe Neonlicht-Skulpturen des Leipziger Künstlers Neo Rauch: Zwei Männer stehen jeweils auf einer Leiter und winken freundlich. Es erinnert an die Podeste, die es auf der Westseite der Mauer gab, um von dort einen Blick in den Osten zu erhaschen. 

Wenn man die Spree über die hohe Brücke überquert hat und im MELH angekommen ist, findet man sich inmitten der Installation „Die Entfernung - The Detachment“ der französischen Künstlerin Sophie Calle wieder. Sie hat kurz nach der Wende Orte in der ehemaligen DDR fotografiert, an denen vorher Symbole der DDR-Geschichte zu finden waren, die nach der Wiedervereinigung aber entfernt wurden. Sie bat Anwohner und Passanten ihre Erinnerungen an das Verschwundene zu beschreiben. 

Wer über die Brücke geht, kann nicht nur die tolle Aussicht über das Parlamentsviertel genießen, sondern ist auch dem Wetter ausgesetzt. Denn um den Vogelflug nicht zu stören, durfte die Brücke nicht – wie ursprünglich geplant – verglast werden. Ob an der Brücke Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen, wird alle drei Jahre bei einer Begehung durch Ingenieure kontrolliert.

Eine verglaste Hausfassade, dahinter erkennt man die Reichstagskuppel.

Der Blick von der Brücke über die Spree auf das Paul-Löbe-Haus und die Kuppel des Reichstags. © mitmischen.de/Naomi Webster-Grundl

Zur Person

Niklas Nachtigall

…studiert Deutsch und Politikwissenschaft auf Lehramt. Außerdem verfolgt er leidenschaftlich gerne die politischen Prozesse und das Zeitgeschehen im politischen Berlin. Niklas interessiert sich aber nicht nur für Politik, sondern auch für Fotografie, und hat deshalb die Fotos für die mitmischen-Reihe „Orte der Verbindungen“ im Bundestag gemacht.

Weitere Themen