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Orte der Verbindungen im Bundestag

Der ungeplante Tunnel

Naomi Webster-Grundl

Zum Deutschen Bundestag gehören sehr viel mehr Häuser als nur das Reichstagsgebäude. Damit die Abgeordneten und alle anderen, die dort arbeiten, schnell von A nach B kommen, sind viele der Gebäude unter- und oberirdisch miteinander verbunden. Wir stellen euch diese Verbindungsorte vor.

Ein fensterloser Gang mit Bildern an der Wand und unter der Decke verlaufenden Rohren.

Wenn man durch diesen Tunnel im Bundestag läuft, mag man sich vielleicht fragen, ob man falsch abgebogen ist und vielleicht gar nicht hier sein darf. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Bevor der Deutsche Bundestag im Sommer 1999 von Bonn nach Berlin zog, wurde das Reichstagsgebäude unter der Leitung des Architekten Norman Foster umgebaut. Dieser hatte vorgesehen, dass man nicht innerhalb des Untergeschosses vom Reichstagsgebäude (RTG) in das benachbarte Paul-Löbe-Haus (PLH) wechseln kann, sondern den repräsentativen Weg über das Erdgeschoss nutzen soll. Wer sich also im Untergeschoss des RTG oder des PLH befindet, sollte eigentlich Aufzüge oder Treppen nutzen, um zum Weg in das andere Gebäude zu gelangen.

Durch eine geöffnete Tür sieht man einen Gang mit unter der Decke verlaufenden Rohren.

Statt den danebenliegenden Aufzug zu nehmen, nutzten viele einfach diesen Durchgang, auch als es noch kein offizieller Weg war. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Das fanden viele Leute viel zu umständlich. Deswegen begannen sie, durch eine kleine Tür, die sich direkt neben den Fahrstühlen im Untergeschoss des Reichstagsgebäudes befindet, zu gehen und einen mit Leitungen und Rohren versehenen Gang zu benutzen, um schneller ans Ziel zu kommen. Schließlich wandte man sich mit dem Anliegen an den damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, diesen inoffiziellen Weg durch den Technik-Keller in einen offiziellen Durchgang umzuwandeln. Thierse erteilte der Bundestagsverwaltung den Auftrag, das umzusetzen, woraufhin Bilder an die Wände gehangen wurden, eine Automatiktür eingesetzt und der Fußboden neu beschichtet wurde. Doch durch die Rohre und Leitungen hält sich der Geheimgang-Charme dieses Teils des Tunnels bis heute.

Blick durch einen Türbogen in einen Raum mit Rohren unter der Decke.

Der Boden wurde neu beschichtet, aber man fühlt sich auch heute noch wie hinter den Kulissen in diesem Teil des Tunnels. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Der schon immer offizielle Teil des Tunnels ist sehr viel breiter und verfügt über exorbitante Säulen sowie Bodeneinbauleuchten mit Wandfluteroptik. Die historische Ausstellung an der Tunnelwand ermöglicht den Gang durch die Entstehungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschlands und des Bundestages in Berlin.

Ein Tunnel mit dicken Säulen, einer Ausstellung an der linken Wand und im Boden eingelassenen Flutlichtern auf der rechten Seite.

Der schon immer offizielle Teil des Tunnels, der Reichstagsgebäude und Paul-Löbe-Haus verbindet. © mitmischen.de/Niklas Nachtigall

Zur Person

Niklas Nachtigall

…studiert Deutsch und Politikwissenschaft auf Lehramt. Außerdem verfolgt er leidenschaftlich gerne die politischen Prozesse und das Zeitgeschehen im politischen Berlin. Niklas interessiert sich aber nicht nur für Politik, sondern auch für Fotografie, und hat deshalb die Fotos für die mitmischen-Reihe „Orte der Verbindungen“ im Bundestag gemacht.


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