Zum Inhalt springen

Unternehmensgründung Bessere Bedingungen für Start-ups

Im letzten Jahr haben deutlich weniger Menschen ein Start-up gegründet. Die Bundesregierung will deshalb die Startbedingung für Gründerinnen und Gründer verbessern und hat dafür eine Strategie vorgelegt. Im Bundestag wurde sie kontrovers besprochen.

Junge Menschen sitzen in einem modernen Bürogebäude um einen Tisch

In einem waren sich alle Fraktionen einig: Deutschland braucht mutige junge Unternehmensgründungen. © shutterstock.com/GaudiLab

Kennt ihr „Einhörner“? Nicht die Fantasietiere mit dem Glitzerhorn an der Stirn. Als „Einhörner“ bezeichnet man Start-up-Unternehmen mit einer Markbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar. Anfang 2023 gab es davon in Deutschland 25 – eine überschaubare Zahl.

Die Europäische Kommission hat vor, die Zahl der „Einhörner“ in Europa bis 2030 zu verdoppeln. Und die Bundesregierung möchte ihren Teil dazu beitragen. Deshalb hat sie eine Start-up-Strategie entwickelt, die am 18. Januar erstmals im Bundestag debattiert wurde.

Was plant die Bundesregierung?

Start-ups seien „Ideengeber und Innovationstreiber“. Ob im Bereich Medizin, Energie oder Wissenschaft – sie leisteten wertvolle Beiträge zur Entwicklung der Gesellschaft. Deshalb wolle die Bundesregierung die Bedingungen für Gründerinnen und Gründer verbessern, schreibt sie in ihrem Strategiepapier. Unter anderem soll die Finanzierung von Start-ups gestärkt werden, Ausgründungen aus der Wissenschaft sollen erleichtert werden und die Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Start-ups sollen attraktiver werden.

Wirtschaftsminister: „Die Bereitschaft zur Gründung ist deutlich gesunken“

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, begann seine Rede mit der Feststellung: „Die industriellen Champions Deutschlands sind irgendwann mal Start-up-Unternehmen gewesen.“ Zum Glück habe Deutschland eine „lebendige Start-up-Landschaft“. Darauf könne man sich aber nicht ausruhen, denn die Krisen der letzten Zeit seien auch an der Start-up-Szene nicht spurlos vorbei gegangen. „Die Bereitschaft zur Gründung ist 2022 deutlich gesunken“, konstatierte Habeck. Deshalb habe die Bundesregierung 130 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern beschlossen, um Gründerinnen und Gründer zu unterstützen.

Union: „Schnellboote der Wirtschaft“

Hansjörg Durz (CDU/CSU) sagte, Start-ups seien die „Grundlage des technischen Fortschritts“, die „Schnellboote der Wirtschaft, flinker und wendiger als die großen Tanker“. Leider habe sich, so Durz, die Bundesregierung diese Wendigkeit nicht abgeschaut. Ihre Strategie komme zu spät und sei außerdem viel zu vage. Dabei brauche die Start-up-Szene gerade jetzt Hilfe. In anderen Ländern sei im letzten Jahr trotz Krise deutlich mehr in Start-ups investiert worden als in Deutschland.

SPD: „Chancen statt Risiken sehen“

Wer ein Start-up gründe, zeige Mut und sehe Chancen statt Risiken, auch in der Krise, befand Verena Hubertz (SPD). Sie habe selbst mal ein Start-up gegründet und wisse, wie schwer es sei, Mitarbeiter zu gewinnen, wenn man noch nicht viel zahlen könne. Es gebe eine „Finanzierungslücke“, und zwar an dem Punkt, wenn ein Start-up tatsächlich an den Markt gehe. Das geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz werde dem entgegenwirken.

AfD: „Öko-Sozialismus“

Enrico Komning (AfD) bezeichnete die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung als „Öko-Sozialismus“. In der Start-up-Strategie gehe es gar nicht um wirtschaftliches Denken, sondern um Ideologie, behauptete Komning. Die Bundesregierung wolle Themen wie Einwanderung und Geschlechtergerechtigkeit vorantreiben, statt „unternehmerisches Denken“ zu fördern.

FDP: „Weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung“

Gerald Ullrich (FDP) meinte dagegen, die Start-up-Strategie zeige „Mut, Elan und Durchhaltevermögen“. Nun sei es wichtig, sich nicht „von Problemen und Herausforderungen einschüchtern zu lassen“ und in die Umsetzung zu gehen.

Man müsse den Gründern zur Seite stehen, sie aber auch „in Ruhe arbeiten lassen“, indem man für weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung sorge.

Linke: „Auf dem absteigenden Ast“

Deutschland sei „als Wirtschaftsstandort auf dem absteigenden Ast“, sagte Alexander Ulrich (Die Linke). Hohe Energie-Kosten, Fachkräftemangel und andere Faktoren machten es immer unattraktiver für Unternehmen. Habeck warf er vor, sich zu viel um Energie- und Klimathemen und zu wenig um die Wirtschaft gekümmert zu haben. „Die Angst vor einer großen Deindustrialisierung ist allgegenwärtig“, behauptete Ulrich. Eine Förderung der Start-up-Szene befürworte er – sie müsse aber einhergehen mit „Perspektiven für gute Arbeit“.

Hier seht ihr die Debatte im Video:

Mehr zum Thema