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Workshop für Jugendliche zum 8. Mai Graffiti für den Frieden

Naomi Webster-Grundl und Jasmin Nimmrich

Welche Bedeutung hat der „Tag der Befreiung“ heute? 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzen sich Schülerinnen und Schüler aus Berlin in einem Workshop mit der Geschichte des 8. Mai 1945 auseinander. Ihre Erkenntnisse und ein Graffiti-Kunstwerk werden anschließend im Bundestag ausgestellt.

Eine Gruppe Menschen steht in einem Gang, an den Steinwänden erkennt man Schrift.

1945 hinterließen sowjetische Soldaten Inschriften an den Wänden des Reichstags. Diese Graffiti kann man heute noch im Bundestag bestaunen. © DBT/photothek/Amrei Schulz

Graffiti im Deutschen Bundestag? Ja, die gibt es tatsächlich. Als das Reichstagsgebäude in den 90er-Jahren zu einem modernen Parlamentsgebäude umgebaut wurde, entdeckte man die Schriftzüge und Zeichen auf den historischen Wänden, die sowjetische Soldaten dort im Mai 1945 hinterlassen hatten. Mit verbranntem Holz und farbiger Kreide verewigten sie ihre Namen und Heimatstädte in kyrillischer Schrift an den Wänden des eroberten Gebäudes. Am 30. April 1945 war es Einheiten der Roten Armee bereits gelungen, auf dem Dach des Reichstagsgebäudes die sowjetische Fahne zu hissen. Sich in den folgenden Tagen in das zuvor hart umkämpfte Gebäude einzuschreiben, war ein weiteres Symbol für den Sieg über Hitler und den Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft. 

Eine dunkelhaarige Frau ist von hinten zu sehen, wie sie ein Foto mit ihrem Handy aufnimmt. Auf dem Bildschirm ist eine helle Steinwand mit schwarzer Beschriftung zu erkennen.

Die erhaltenen Graffiti im Reichstag sind Zeitdokumente der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. © DBT/photothek/Amrei Schulz

Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung Deutschlands und Europas vom Nationalsozialismus, der am 8. Mai begangen wird, hat der Bundestag etwa 30 Schülerinnen und Schüler aus drei verschiedenen Berliner Europa-Schulen zu einem Workshop eingeladen, um sich in künstlerischer Weise mit diesem „Tag der Befreiung“ auseinanderzusetzen. Welche Bedeutung hat der 8. Mai heute noch? Warum ist es wichtig, daran zu erinnern? Und wie kann man der Botschaft „Nie wieder“ gerecht werden?

Von der Historie zum eigenen Graffiti

Aus dem Berliner Stadtbild kennen die Jugendlichen Graffiti natürlich – zum Beispiel an U-Bahn-Waggons und Häuserwänden. „Inzwischen gibt es ja auch viele Graffiti, die in Auftrag gegeben werden. Aber es gibt auch immer noch viele illegale Graffiti, die eine Form von Protest sind“, erklärt ein Teilnehmer. Einige der Jugendlichen haben auch vorab Fotos gemacht von Graffiti aus der eigenen Stadt oder die sie besonders beeindruckt haben.

Dass es im Bundestag historische Graffiti gibt, war vielen vor dem heutigen Tag nicht klar. Ein Teilnehmer erzählt: „Ich war vorher noch nie im Bundestag und dann zu sehen, dass es dort diese alten Inschriften gibt, war schon sehr beeindruckend. Ich konnte mir die Stimmung richtig gut vorstellen, die damals geherrscht haben muss, als die Soldaten die Wände vollgeschrieben haben.“

Eine Gruppe junger Leute sitzt auf Treppenstufen und hört einem jungen Mann mit Locken, Schnurrbart und Brille zu, der vor ihnen steht und spricht.

Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich unter der Leitung des Geschichtspädagogen Felix Hampel über ihre Kenntnisse und Ansichten zu den historischen Graffiti aus. © DBT/photothek/Amrei Schulz

Inspiration und Ideen

Um ihre eigenen Ideen und Botschaften zur Bedeutung des 8. Mai kreativ auszudrücken, stehen den Jugendlichen im Workshop acht Rigips-Flächen (jeweils 1,25 m x 2 m) für eigene Graffiti zur Verfügung. Diese Kunstwerke dürfen sie am 8. Mai Bundestagspräsidentin Julia Klöckner präsentieren. Danach werden die besprühten Wände für zwei Wochen in der Reichstagskuppel ausgestellt.

In Gruppen tauschen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ideen für die eigenen Graffiti aus: Wollen sie lieber mit Schrift oder Symbolen oder mit beidem arbeiten? Was soll die Botschaft sein? Wer in der Gruppe kann am besten zeichnen? Teilweise herrscht noch Ratlosigkeit: Wie kann man die vielen Ideen sinnvoll zusammenbringen?

Bis es an die Farben und Wände geht, haben die Jugendlichen ein paar Tage Zeit, die Eindrücke und Ideen sacken zu lassen. Wir sind gespannt!

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