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Tierhaltung Woher kommt das Fleisch im Burger?

Viele Menschen möchten wissen, wie die Tiere behandelt wurden, deren Fleisch sie kaufen. Deshalb hat die Bundesregierung jetzt einen Gesetzentwurf zur Tierhaltungskennzeichnung vorgelegt. Im Bundestag wurde er sehr kontrovers besprochen.

Junge Männer beim Burger-Essen

Mit einem Tierhaltungskennzeichen könnte man sich bewusster entscheiden, welche Tierprodukte man kaufen will. © shutterstock.com/zeljkodan

Burger, Steak oder Salami – Fleischgerichten sieht man nicht an, wie es den Tieren vor ihrer Schlachtung ging. Viele Menschen möchten aber lieber Fleisch von Tieren kaufen, die mehr Platz im Stall hatten als der Durchschnitt und die ab und zu Auslauf an der frischen Luft hatten. Seit Langem wird deshalb diskutiert, ob Hersteller verpflichtet werden sollten, Informationen zur Tierhaltung auf ihre Produkte zu drucken.

Nun hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf „zur Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Haltungsform der Tiere, von denen sie gewonnen wurden“, vorgelegt. Am 15. Dezember haben die Abgeordneten im Bundestag ihn in erster Lesung debattiert und anschließend an den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft überwiesen.

Vorschläge der Bundesregierung

Geplant sind fünf Kategorien für die Tierhaltung: Stall, Stall und Platz, Frischluftstall, Auslauf/Freiland und Bio. Für jede Kategorie ist definiert, wie viel Platz den Tieren zur Verfügung steht, wie viel Zeit sie im Freien sind und ob sie Auslauf haben.

Eine verpflichtende Kennzeichnung soll es ab 2023 geben – allerdings zunächst nur für frisches, unverarbeitetes Schweinefleisch. Schrittweise soll die Regelung dann auf andere Tierarten wie Rinder und Geflügel und auf weitere Bereiche wie die Gastronomie ausgeweitet werden.

Agrarminister: „Die Zeit ist jetzt“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) stellte den Entwurf im Bundestag vor. Er sagte, 80 Prozent der Menschen sei es wichtig zu wissen, wie die Tiere gehalten wurden, von denen die Lebensmittel stammten, die sie einkaufen. Es sei also höchste Zeit für ein Gesetz zur Tierhaltungskennzeichnung: „Die Zeit ist jetzt.“

Özdemir erklärte, warum der Entwurf eine schrittweise Einführung der Kennzeichnung beinhalte: „Der Umbau der Tierhaltung ist ein Marathon“, sagte er. Die Erfahrung habe gezeigt, dass „alles auf einmal“ nicht umsetzbar sei.

Union: „Schulnote Fünf“

„Für das Gesetz gibt es die Schulnote Fünf“, urteilte Albert Stegemann (CDU/CSU). Landwirte, Tierschützer und Handelsvertreter hätten Bedenken dagegen geäußert, auf die die Bundesregierung nicht eingegangen sei.

Vor allem einen Kritikpunkt betonte Stegemann: Würde das Gesetz umgesetzt, würden deutsche Landwirte gegenüber ausländischen benachteiligt. Die Unionsfraktion befürchte deshalb, dass viele Betriebe hierzulande schließen müssten.

SPD: „Besser kontrollierbar und transparenter“

Susanne Mittag (SPD) konterte, das Gesetz zur Tierhaltungskennzeichnung sei nur eins von neun Vorhaben zum Umbau der Tierhaltung. Diese werde durch staatliche Vorgaben „besser kontrollierbar und transparenter“. Das helfe sowohl den Landwirten als auch den Verbrauchern, die so sachlich informiert würden, statt sich in der aktuellen „Bilder- und Labelflut im Handel“ zurechtfinden zu müssen.

AfD: „Von allen Seiten nur Missmut“

Ähnliche Kritik wie die Union äußerte auch Stephan Protschka (AfD). Der Entwurf ernte „von allen Seiten nur Missmut“. Er benachteilige deutsche Landwirte. Und viele Informationen, etwa zur Herkunft der Tiere, würden nicht transparent gemacht, so dass auch der Nutzen für Verbraucher und Tiere gar nicht belegt sei.

Zudem komme das Gesetz „zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“, weil Lebensmittel seit Monaten immer teurer würden.

In einem eigenen Antrag fordert die AfD ein Label für „Lebensmittel in Fertigpackungen“, das die Herkunft des Fleisches und die Haltung der Tiere transparent machen soll.

FDP: „Baurechtliche Hürden“

Carina Konrad (FDP) räumte ein, neben dem Tierwohl gehe es auch um die Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe. Landwirte, die schon in mehr Tierwohl investiert hätten, dürften am Ende „nicht die Dummen sein“.

Konrad betonte zudem, es gebe aktuell noch oft „baurechtliche Hürden“, wenn ein Landwirt seine Mast umbauen wolle. Deshalb müsse auch das Baurecht geändert werden, um einen Umbau der Tierhaltung zu ermöglichen.

Linke: „Verbraucher werden getäuscht“

Ina Latendorf (Die Linke) sprach sich für eine Tierhaltungskennzeichnung aus. Der Entwurf der Bundesregierung gehe aber nicht weit genug. Latendorf forderte eine verpflichtende Kennzeichnung für alle Tierarten und auch für alle Lebensphasen der Tiere. Die Verbraucher müssten auf einen Blick erkennen können, woher das Fleisch stamme, wie das Tier gehalten und wo es verarbeitet wurde.

Zudem kritisierte die Abgeordnete, die Verbraucher würden mit der geplanten Kennzeichnung „getäuscht“. „Sie könnten es als Tierwohl-Label verstehen, als eine Aussage, dass es den Tieren besonders gut gehen würde“, erklärte sie. Das sei aber nicht der Fall: Bei den Kategorien „Stall“ und „Stall und Platz“ sei „ein ausreichendes Mindestmaß an Tierschutz und Tierwohl einfach nicht gegeben“.

Hier seht ihr die Debatte im Video:

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