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Bild- und Tontechniker „Die Technik muss bereit sein“

Über den Sommer stellen wir Menschen vor, die den Bundestag im Hintergrund am Laufen halten. Heute: Andreas Nowak ist dafür verantwortlich, dass Bild und Ton beim Parlamentsfernsehen laufen.

Ein mittelalter Mann mit kurzen dunkelblonden lehnt in einem professionellen Fernsehstudio gegen eine Kamera.

Technisch alles im Blick: Andreas Nowak im Studio des Parlamentsfernsehens. © Andreas Nowak

Die Regien hochfahren, die Technik checken und dann die Aufnahme starten: Bevor an Sitzungstagen die Debatten im Plenum losgehen, muss ein wichtiger Teil von Andreas Nowaks Arbeit schon getan sein. Nowak ist Techniker beim Parlamentsfernsehen und dafür zuständig, dass bei den TV-Übertragungen alles glatt läuft.

Das Parlamentsfernsehen überträgt alle Plenardebatten live. Auch viele öffentliche Ausschuss-Sitzungen werden übertragen und aufgezeichnet. Alle Mitschnitte werden in der Mediathek auf bundestag.de bereitgestellt. Dort kann man sich ganze Debatten oder auch einzelne Reden von Abgeordneten anschauen.

„Viele Menschen wissen gar nicht, welche unglaubliche Fülle an Inhalten man auf der Webseite des Bundestages findet und kostenlos nutzen kann: von Drucksachen wie Gesetzentwürfen über Protokolle bis hin zu unseren Video-Mitschnitten“, sagt Nowak. „Da kann wirklich niemand behaupten, das Parlament sei nicht transparent.“ Ihm ist es schon passiert, dass er im privaten Umfeld, etwa auf Partys mit Fake News oder Halbwahrheiten konfrontiert war. Dann war seine Antwort: „Lass uns auf bundestag.de nachschauen. Dort kann man alles nachlesen und nachhören, was im Plenum gesagt wurde.“

625 Stunden Plenardebatten

2022 hat das Parlamentsfernsehen 625 Stunden Plenardebatten und 338 öffentliche Ausschusssitzungen live übertragen. Alle Videos werden untertitelt, wichtige Debatten werden außerdem in Gebärdensprache übersetzt, sodass auch Menschen mit Höreinschränkungen ihnen folgen können.

1,2 Millionen Menschen haben die Mediathek im vergangenen Jahr aufgerufen. Die Live-Übertragungen haben 770.000 Menschen verfolgt.  

Zusätzlich zur Mediathek findet man die Videos auch auf dem Youtube-Kanal des Bundestages. „So wollen wir die Aufzeichnungen auch Menschen zugänglich machen, die vielleicht nicht aktiv auf die Webseite des Bundestages gehen“, erklärt Andreas Nowak.

Von der Bundesliga zum Bundestag

Nowak ist seit zweieinhalb Jahren beim Bundestag. Er hat eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton gemacht. Danach hat er im Bereich Sportübertragung gearbeitet: Mit großen Ü-Wagen war er in Stadien unterwegs und hat die Live-Übertragungen von Bundesliga-, Champions League- und DFB-Pokal-Spielen technisch abgesichert. Mehr als 440 Fußball-Spiele und viele weitere Sport-Events hat er so miterlebt, schätzt er. 

So unähnlich war der alte Job dem aktuellen gar nicht, meint der Techniker. „Wenn das Spiel angepfiffen wird beziehungsweise wenn um 9 Uhr das Plenum beginnt, dann muss die Technik bereit sein.“ Allerdings hat die Arbeit im Bundestag ein paar Vorzüge: „Die Arbeitszeiten sind familienfreundlicher“, resümiert Nowak. „Und die Kameras im Plenarsaal sind fest installiert. Man muss die Technik also nicht ständig von A nach B tragen. Das ist weniger anstrengend und die Fehlerquellen sind reduziert.“

Trotzdem kann natürlich auch bei den Aufnahmen im Bundestag mal etwas schiefgehen. Nach einer Stromabschaltung kann es sein, dass die Technik nicht wieder sauber hochfährt. Oder ein Kollege kann vergessen, etwas abzuspeichern. In solchen Fällen ist Nowak zur Stelle, um das Problem zu lösen.

So sieht es in der Regie des Parlamentsfernsehens aus. © DBT/Marc-Steffen Unger

Ferngesteuerte Kameras im Plenarsaal

Acht Kameras sind im Plenarsaal fest installiert. Sie sind komplett ferngesteuert, erzählt Nowak. Das heißt, es sitzt niemand an den Geräten, sondern sie werden vom Regieraum aus gesteuert.

Das Parlamentsfernsehen liegt im Untergeschoss des Jakob-Kaiser-Hauses. Dort gibt es vier Regieräume, ein Studio, in dem gelegentlich Interviews mit Abgeordneten aufgezeichnet werden, einen kleinen Raum für die Maske, einen Schnittraum und Büros.  

In den Regieräumen sitzen Kameraleute, Bildtechniker, Bildmischer. Dort wird entschieden, welche Kameraeinstellung wann gezeigt wird, die Namen der Abgeordneten, die gerade sprechen, werden eingeblendet und so weiter. Da die Sitzungstage oft bis in die Nacht hinein dauern, arbeiten die Kollegen in den Regieräumen in Schichten.

In den meisten Ausschuss-Sälen gibt es übrigens keine fest installierten Kameras. Wenn ein Ausschuss anmeldet, dass eine öffentliche Sitzung übertragen werden soll, dann kommt ein Kamera-Team dorthin, in der Regel mit drei mobilen Kameras.

Unvergessliche Erlebnisse

„Bevor ich hier angefangen habe, hatte ich nichts mit Politik zu tun“, erinnert sich Andreas Nowak. Inzwischen verstehe er viel besser, wie das Parlament arbeitet. „Ich kriege viel mehr vom ganzen bundespolitischen Geschehen mit.“

Als er noch relativ neu war im Bundestag, hat er seine Eltern dort herumgeführt. „Das hat natürlich Eindruck gemacht“, sagt er und lacht. „Ich konnte es am Anfang ja selbst lange kaum glauben, dass ich jetzt hier mittendrin bin im Herzen der Demokratie, als fester Teil der Bundestagsverwaltung. Dass ich sogar zu denjenigen gehöre, die in den Plenarsaal dürfen – natürlich nur außerhalb der Sitzungen.“

Inzwischen ist der Arbeitsort ein Stück weit Alltag geworden. Trotzdem gibt es immer wieder besondere Momente, die Nowak nicht vergessen wird, erzählt er. So ein Moment war der 17. März 2022, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Plenum des Deutschen Bundestages live zugeschaltet wurde, um die Abgeordneten knapp einen Monat nach dem Angriff Russlands auf sein Land um Unterstützung zu bitten. „Technisch war das kein Hexenwerk“, sagt Nowak. „Natürlich haben alle gehofft, dass die Verbindung hält, das war ja keine professionelle Schalte, sondern eine schlichte Video-Konferenz.“ Die Übertragung habe dann problemlos funktioniert. „Aber der historische Kontext, die Stimmung im Saal, das war schon etwas Besonderes.“

Technisch besonders spannend war dagegen die Bundesversammlung 2022, erinnert sich Nowak. In der Regel findet die Wahl zum Bundespräsidenten im Plenarsaal im Reichstagsgebäude statt, der dann brechend voll ist. 2022 war das aber wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Deshalb wurde mit großem Aufwand das Paul-Löbe-Haus umgebaut und die Wahl dort abgehalten. „Das war für alle neu. Und auch technisch mussten wir uns für diese Veranstaltung ganz neu aufstellen.“ Nowak durfte das Konzept entwickeln: Welche Kamera soll wo stehen, welche Leitungen sollen für welchen Zweck wie genutzt werden? „Es hat richtig Spaß gemacht, das am Reißbrett von Null zu entwerfen.“ Die Veranstaltung selbst verfolgte Nowak dann coronabedingt zuhause am Bildschirm. „Es war ein cooles Gefühl, das zu sehen und zu denken: Zu diesem einmaligen Ereignis habe ich einen wichtigen Teil beigetragen.“

(Julia Karnahl)

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