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Social-Media-Redakteurin „Das ist kein klassischer Bürojob"

Julia Karnahl

Über den Sommer stellen wir Menschen vor, die den Bundestag im Hintergrund am Laufen halten. Heute: Sophie Hähnel recherchiert, fotografiert und schneidet für die Social-Media-Kanäle des Parlaments.

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren sitzt auf einer dunklen Treppe und schaut in die Kamera. Sie trägt einen dunklen Blazer, eine schwarze Hose und weiße Sneaker.

„Hier ist immer was los, man lernt ununterbrochen, bekommt tolle Einblicke und ist viel unterwegs.“ So beschreibt Sophie ihren Job. © Inga-Marie Meyn

Instagram, YouTube, LinkedIn, Mastodon und X (früher Twitter) – das sind die Social-Media-Plattformen, auf denen der Bundestag derzeit aktiv ist. Sophie Hähnel trägt als studentische Hilfskraft dazu bei, dass Nutzerinnen und Nutzer auf all diesen Kanälen spannende Einblicke in den Bundestag bekommen.

Instagram: Einblicke in die Arbeit der Bundestagspräsidentin

Auf Instagram gibt es seit Januar 2023 das Profil @bundestagspraesidentin. Der Kanal konzentriert sich vor allem auf die Arbeit von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, begleitet sie bei Reisen und Terminen im Bundestag. Eine kleine Reihe stellt verschiedene Bereiche der Bundestagsverwaltung vor. In Videos und Textzitaten äußert Bas sich regelmäßig etwa zu Feier- und Gedenktagen oder macht auf Programme wie das Parlamentarische Patenschafts-Programm oder den Schülerwettbewerb politische Bildung aufmerksam. 

„Einen allgemeinen Instagram-Kanal des Bundestages wird es in ein paar Tagen auch geben“, verrät Sophie. Ihr könnt ihn schon auf Instagram finden.

YouTube: Short, 360-Grad-Videos und „Backstage Bundestag“

Auf dem YouTube-Kanal des Bundestages kann man prinzipiell alles sehen, was es auch in der Mediathek auf bundestag.de zu finden gibt: Plenardebatten, Ausschuss-Sitzungen, Interviews mit Abgeordneten.

Die Social-Media-Redaktion produziert aber auch eigene Videos, die exklusiv auf YouTube laufen. „Wir machen zum Beispiel tolle Shorts, die sehr gut laufen“, erzählt Sophie. Derzeit stellt die Reihe „Backstage Bundestag“ verschiedene Berufe im Bundestag vor. „Mein Favorit ist das Video über den Flaggenchef“, sagt Sophie. „Aber auch die Einblicke der Dolmetscherin und der Stenografin sind spannend.“

Auch einige 360-Grad-Videos hat die Social-Media-Redaktion produziert. „Das ist in der Corona-Zeit entstanden“, erklärt Sophie, „als Besucher nicht in den Bundestag konnten. Mit den Videos haben sie zumindest einen virtuellen Einblick bekommen.“

X, Mastodon und LinkedIn  

2020 startete der Bundestag einen Kanal bei Twitter. Inzwischen wurde die Plattform in X umbenannt. Der X-Kanal des Bundestages heißt @hib_nachrichten. hib steht für „Heute im Bundestag“. Hier werden alle Kurzmeldungen über das aktuelle Parlamentsgeschehen veröffentlicht.

Als Twitter vom US-Milliardär Elon Musk übernommen wurde und die Zukunft der Plattform unsicher schien, entschied der Bundestag, parallel einen Account bei Mastodon aufzubauen, da die Plattform zusätzlich auch datenschutzfreundlicher aufgebaut ist. Auch auf Mastodon werde der Bundestag bald seine Berichterstattung ausweiten und unter @bundestag posten, kündigt Sophie an.

Schließlich gibt es noch das Karriere-Netzwerk LinkedIn. Hier schreibt die Bundestagsverwaltung Stellen aus, sucht aktiv nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, gibt darüber hinaus aber auch Einblicke in die Arbeit der 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung. 

Wie genau die Kanäle jeweils genutzt werden, ist übrigens im Nutzungskonzept auf bundestag.de zu lesen. 

Teil des Social-Media-Referats  

Ein eigenes Referat ist für die Bespielung der Social-Media-Kanäle zuständig. Es besteht aus einem Referatsleiter, fünf Referentinnen und Referenten, einem Kameramann, einer Cutterin, einer Redaktionsassistentin und zwei studentischen Hilfskräften. Eine davon ist Sophie – und zwar schon seit 2020.

„Ich habe mich damals zentral bei der Bundestagsverwaltung als studentische Hilfskraft beworben“, erinnert sie sich. Über die Seite bundestag.de/student können Studierende jederzeit eine Bewerbung an den Bundestag schicken. „In meiner Bewerbung habe ich natürlich geschrieben, wofür ich mich begeistert habe: für Journalismus, fürs Schreiben. Aber ich wusste nicht, wo ich letztendlich landen würde.“

Sophie studiert Linguistik im Master, mit Schwerpunkt auf Kommunikation und Mehrsprachigkeit. Soziale Medien nutzte sie vor ihrer Tätigkeit beim Bundestag nur privat und auch das „nicht übermäßig“, wie sie sagt. „Ich hätte damals nicht unbedingt gedacht, dass ich mir vorstellen könnte, das beruflich zu machen – inzwischen hat sich das auf jeden Fall geändert!“

Arbeitsalltag zwischen Recherche und Video-Schnitt

„Das ist kein klassischer Bürojob. Hier ist immer was los, man lernt ununterbrochen, bekommt tolle Einblicke und ist viel unterwegs.“ So beschreibt Sophie ihre Arbeit. Mal ist sie im Bundestag bei Veranstaltungen dabei, schreibt mit und fotografiert. Mal sucht sie Bilder für die Postings aus oder schneidet Videomaterial zusammen. Mal recherchiert sie, zum Beispiel zu historischen Ereignissen oder Feiertagen, die auf den Kanälen aufgegriffen werden.

Natürlich gibt es für alle Kanäle Redaktionspläne. Und Regeln: „Wir sind als Teil der Bundestagsverwaltung in unserer Berichterstattung neutral“, erklärt Sophie. „Wir nehmen keine Stellung zu politischen Debatten. Wir geben wieder, was im Bundestag passiert – und berücksichtigen dabei alle Perspektiven.“ Und natürlich gilt eine besondere Sorgfaltspflicht bei der Recherche: „Wir arbeiten immer mit dem Vier-Augen-Prinzip, alle Beiträge werden noch mal gegengecheckt, damit sich keine Fehler einschleichen.“ 

Das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer ist im Schnitt „erstaunlich positiv“, findet Sophie. „In der Politikgehen die Meinungen ja immer sehr stark auseinander, deshalb hätte ich mit mehr negativen Kommentaren gerechnet. Aber der Großteil der Fragen ist freundlich und konstruktiv.“

Lieblingsmomente von König Charles bis Bundestagswahl

Besonders aufregend sind natürlich immer große Staatsbesuche, wie dieses Jahr von König Charles III.“, sagt Sophie. „Ich durfte zum Beispiel bei der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung im Mai dabei sein, auch bei den Grußworten der beiden Parlamentspräsidentinnen, Bärbel Bas und Yaël Braun-Pivet. Das war richtig cool.“

Auch an die Zeit vor der letzten Bundestagswahl erinnert Sophie sich gern. Mit Informationen, Quizzen und Videos habe die Social-Media-Redaktion die Menschen auf die Wahl vorbereitet – und durchaus auch versucht, sie zum Wählen zu motivieren. „Da hatte ich das Gefühl, wirklich etwas Positives beizutragen, vielleicht jemanden, der nicht vorhatte, zur Wahl zu gehen, mit einem lustigen Video oder einem Info-Post dazu anzustoßen.“ 

Zukunftspläne

Derzeit schreibt Sophie ihre Master-Arbeit. Übrigens auch zu einem Parlamentsthema: Es geht um Ordnungsrufe im Plenarsaal. Danach wird sie sich für einen festen Job bewerben. Wenn es beim Bundestag keine passende Stelle geben sollte, könnte sie sich auch eine Tätigkeit etwa beim Bundespresseamt oder auch im Innenministerium vorstellen. „Ich hätte auf jeden Fall Lust, Social Media oder auch Öffentlichkeitsarbeit für eine politische Institution zu machen“, sagt sie.

Was sie auch spannend findet: „An der Uni habe ich eine Modularbeit zum Thema Leichte Sprache geschrieben. Das finde ich nicht nur interessant, sondern auch sehr wichtig: dass man zum Beispiel auch Menschen mit Lernschwierigkeiten den Zugang zu politischen Informationen ermöglicht.“

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